Welche Talente und Fähigkeiten besitze ich? Was möchte ich weiterentwickeln und wie lerne ich am besten? Rund um diese Fragen hat sich der dritte Leadership Development Congress (LDC) gedreht, der am Donnerstag, dem 22. September, auf dem neu entstandenen Campusgelände der Firma Solarlux in Melle stattgefunden hat.

Rund 90 Teilnehmer, die meisten davon aus Stadt und Landkreis Osnabrück, einige aber auch aus Hamburg, Frankfurt und Süddeutschland, ließen sich von spannenden Vorträgen und Impulsreferaten inspirieren und diskutierten über eigene Erfahrungen, Pläne und neue Erkenntnisse.

Seit 2014 jährlich – der LDC

Der Leadership Development Congress wird seit 2014 jährlich von der m Unternehmensberater und Honorarprofessor Dr. Burkhard Bensmann (Bensmann Consulting) und seiner Ld 21 academy GmbH veranstaltet. Der Osnabrücker Buchautor und Executive Coach legt dabei sein auf Unternehmer-Interviews basierendes Konzept der „Sieben Felder der Selbstführung“ zugrunde: Aus mehr als 100 Interviews mit Führungskräften und Unternehmern aus ganz Deutschland hat Bensmann sieben Punkte („Felder“) gefunden, die für die Selbstführung von unternehmerischen Menschen zentral sind. Nach den ersten beiden Feldern „Vision und Mission“, sowie „Körper, Seele, Geist“ in den vergangenen beiden Jahren beschäftigte sich der dritte LDC nun mit dem dritten Feld „Fähigkeiten und Selbstentwicklung“. Die „lernende Führungskraft“ stand somit im Mittelpunkt des diesjährigen Kongresstages.

Keyspeaker: 3-Sterne Koch und Hirnforscherin

Die beiden Keyspeaker des Tages, der Osnabrücker Drei-Sterne-Koch Thomas Bühner (Restaurant „la vie“), sowie die Osnabrücker Privatdozentin und Psychologin Dr. Ulla Martens, die an der Universität Osnabrück lehrt und forscht, näherten sich dem Thema auf komplett unterschiedliche Weise: Während Bühner in seinem Referat Einblicke in den Alltag seiner Küche sowie auch in seinen beruflichen Werdegang gewährte und dabei stets auch die Frage im Blick hatte, wie er die verschiedenen Stationen seiner Karriere bis hin zum dritten Michelin-Stern erreicht hat, wie er seine Mitarbeiter führt und was er auf dem Weg in die Weltklasse der Köche gelernt hat, erklärte die Hirnforscherin Dr. Ulla Martens, wie Lernen überhaupt funktioniert. Ein kleiner und kurzweiliger Ausflug in die wissenschaftliche Betrachtung von Gedanken- und Informationsverarbeitung, der nicht nur für viele „Aha-Effekte“ sorgte, sondern bei manch einer Führungskraft auch neue Fragen aufwarf. Sieben Stunden Schlaf sollten es laut Dr. Martens beispielsweise schon sein, um Informationen in den morgendlichen REM-Schlafphasen vernünftig zu verarbeiten und abzuspeichern. „Ich dachte immer, ich käme mit meinen sechs Stunden gut hin“, gestand da eine Führungskraft mit Schmunzeln. Ein kleiner Impuls, die Dinge und Gewohnheiten vielleicht doch noch mal zu überdenken…

Ein weiterer Tipp, den die junge Wissenschaftlerin den Unternehmern mit auf den Weg gegeben hat: „Viele Hirnregionen beim Lernen ansteuern!“. Denn wenn Informationen nicht nur kognitiv verarbeitet werden, sondern zugleich auch mit motorischen, sensorischen Impulsen in Verbindung stehen, dann bleiben sie deutlich länger erhalten und abrufbar, als wenn sie nur kurz und kontextlos aufgenommen werden.

Ergänzend zu den wissenschaftlichen Betrachtungen von Dr. Ulla Martens lieferte Thomas Bühner die praktischen Erfahrungen aus der Sternegastronomie – der Titel seines Referats: „Als Koch bin ich auch Unternehmer!“. Wenn er Koch wird, dann ein richtig guter. Das hatte sich der heute mehrfach ausgezeichnete Spitzenkoch bereits nach seinem Eignungstest als Jugendlicher vorgenommen. Und sein Weg habe ihm mittlerweile gezeigt: Wo wirklich ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Was er auf diesem Weg gelernt hat? Unter anderem, dass er delegieren muss, um weiter zu kommen, berichtete Bühner. Man könne als Unternehmer nicht alles alleine machen. In der „la vie“-Küche habe er einen Küchenchef, der das Team führt und mit dem er im direkten Kontakt steht. Für Presseanfragen wiederum ist eine externe Agentur zuständig – genauso wie in anderen großen Unternehmen auch.

Steelcase-Report: Motivation

Neben den großen Keyspeaker-Referaten eröffnete der Kongress wieder viele Möglichkeiten, mit anderen Führungskräften der Region, aber auch weitgereisten Kollegen ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und sich zu weiteren Themen rund um die lernende Führungskraft zu informieren. Marc T. Nicolaisen vom amerikanischen Büroeinrichter Steelcase berichtete etwa über neueste Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Wohlbefinden am Arbeitsplatz und produktiven, lernenden Mitarbeitern. Steelcase hat den Kongress darüber hinaus übrigens – wie auch schon 2015 im Speicher 3 von Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück – mit bunten und mobilen Möbeln ausgestattet, die für eine lockere und bewegliche Kongressatmosphäre sorgten.

Bewegte Pausen

Bewegung, ein weiteres eng verbundenes Thema mit dem Lernkomplex, stand ebenfalls auf dem Programm: Fitness- und Rückenschultrainerin Anja Termöllen vom Unternehmen business fitness aus Osnabrück bot den Teilnehmern „bewegte Pausen“ mit kleinen, nicht schweißtreibenden Übungen an, die sie im Alltag auch im Büro umsetzen und als Pause nutzen können. Oder – ganz im Sinne des Vortrags von Dr. Ulla Martens – als Möglichkeit, Lernen mit weiteren sensorischen Impulsen zu verknüpfen und so nachhaltiger zu gestalten.

Wissen anzapfen – die Thementankstelle

Als bewährtes Format aus den vorhergehenden Kongressen wurden auch die „Thementankstelle“ übernommen. In jeweils 20 Minuten konnten die Teilnehmer an den vier Säulen Expertenwissen auftanken: Um „Agiles Lernen versus starre Strategie“ ging es an der Thementankstelle von Solarlux-Geschäftsführer und Kongress-Gastgeber Stefan Holtgreife. Die Frage „Wie lernt ein Hochschulpräsident“ beantwortete Prof. Dr. Andreas Bertram als Präsident der Hochschule Osnabrück. Einblicke in den Transformationsprozess von NOZ Medien eröffneten Personalleiter Andreas Stoppe und Projektmanagerin Eva Boße. Rund um das Thema virtuelle Realität, aktuelle Erkenntnisse und die Planungen im Unternehmen SALT AND PEPPER informierte Geschäftsführer Timo Seggelmann. Parallel zum Mittagsimbiss gelegt, haben sich die Tankstellen als kurzweilige und kompakte Möglichkeit gezeigt, über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinaus zu schauen, um Kontakte zu knüpfen und Erfahrungen auszutauschen.