Resonanz erzielen, sich berühren lassen

Der Soziologe Hartmut Rosa im Video

In der Video-Reihe des Stifterverbands auf Youtube fand ich ein etwa zwölfminütiges Interview mit Prof. Rosa, betitelt: Wider den ewigen Steigerungszwang.
Spannend sind seine Ausführungen dazu, wie wir versuchen, kulturelles, soziales, ökonomisches und sogar “Körper-Kapital” anzuhäufen. Rosa: “Wenn Sie einen Yoga-Kurs machen, dann sammeln Sie Körperkapital, damit Sie besser entschleunigen können oder besser entspannen können. Und wenn Sie auf eine Party gehen, dann sammeln Sie soziales Kapital” (nutzen Sie auch die Youtube-Funktion “Transkript”, zu finden unter “Mehr” unter dem Video).

… und im WELT-Interview

Auf Hartmut Rosa war ich durch ein kürzlich in der WELT erschienenes Interview aufmerksam geworden, das zum Einstieg in seine Positionen hilfreich ist: Wir steuern auf ein kollektives Burn-out zu.
Wie u.a. im Podcast SF 21 “Smartphone-Sucht?” thematisiert, laufen wir Gefahr, uns mithilfe unserer digitalen Medien selbst und gegenseitig in die Überforderung zu treiben. Hintergründe und Zusammenhänge erläutert Rosa:

Wenn man Menschen fragt, ob sie mit ihrem Leben zufrieden sind, dann ist die Antwort oft: Ich habe ein ordentliches Einkommen, ein Häuschen, gesunde Kinder – ich bin zufrieden. Oder: Mir fehlt dies und das, deswegen bin ich unglücklich. Letztlich sind das aber nur Ressourcen. Ein Mensch kann tief deprimiert sein, obwohl er über all das verfügt. Man muss die Frage nach gelingendem Leben also anders stellen.

Ich meine, es kommt darauf an, wie jemand mit der Welt verbunden ist. Wir leben in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen das Gefühl haben, einer stummen, gleichgültigen Welt gegenüberzustehen. Die Folge ist ein individuelles, ja sogar kollektives Burn-out. Menschen, die ein gelingendes Leben führen, haben eine lebendige Verbindung etwa zu anderen Menschen, zur Natur, zu ihrer Arbeit. Das Leben gelingt nicht allein, wenn wir reich an Ressourcen und Optionen sind, sondern wenn wir es lieben.

Und, im weiteren Verlauf des Interviews:

Im Unterschied zu Resonanzerfahrungen in der physischen Welt, in der wir leben, sind kurze Feedbacks über soziale Medien ‘entsinnlicht’. Wenn ich auf ein Posting oder einen Tweet mehr Likes bekomme als das Mal zuvor, deute ich das als stärkere Resonanz. Wenn ich dagegen weniger Rückmeldungen erhalte, habe ich die Sorge, von der Welt ‘vergessen’ zu werden. Wer seine Resonanzvergewisserung über die sozialen Medien sucht, muss sich deshalb alle paar Stunden oder gar Minuten von Neuem seiner Verbundenheit mit der Welt versichern. Das kann leicht zu einem suchtförmigen Verhaltensmuster führen.

Und es fehlt ein wesentliches Merkmal für echte Resonanzbeziehungen: Wir eignen uns nichts Fremdes an, das es uns erlaubt, uns zu verwandeln, sondern wir suchen nur Bestätigung für das, was wir schon sind. Wir lassen uns kaum berühren von dem, was uns erreicht, und wir erreichen und bewegen auch auf der anderen Seite kaum etwas. Die ‘Verflüssigung des Weltverhältnisses’, die eine Resonanzerfahrung ausmacht, findet kaum statt; eher verhärtet sich unser Weltverhältnis.

Die neuen Medien verstärken aber auch noch ein anderes Verhalten. Wir haben uns angewöhnt, die Welt nach immer interessanteren Optionen zu scannen. Dahinter steckt die Angst, irgendwo etwas zu verpassen. Dann kann ich aber nicht in eine Resonanzbeziehung treten. Die setzt nämlich voraus, dass man Aufmerksamkeit fokussiert und alles andere loslässt – nach dem Motto: Ich werde etwas verpassen, aber das ist mir die Sache wert.

Neue AudioLecture – kurzes Video

Motivation: nur 12% der Mitarbeiter hoch motiviert

*** Update 2: Marc Nicolaisen im Interview in DIE WIRTSCHAFT – hier als pdf zum Nachlesen: „Kleine Unternehmen sind offener für Veränderungen.“ ***

*** Update: Marc T. Nicolaisen im Podcast-Interview SF29 „Wellbeing und förderliche Büroräume“***

Mittlerweile ist mein Interview mit Herrn Nicolaisen online; er wird beim diesjährigen Leadership Development Congress (LDC 2016) über die wesentlichen Erkenntnisse aus der globalen Untersuchung zum Mitarbeiterengagement und -motivation berichten – im Podcast gibt er erste Einblicke.

 


Erkenntnisse aus dem neuen Global Report von Steelcase

Der Report liegt seit März auch auf deutsch vor und es lohnt sich, ihn zu studieren. 12.480 Büromitarbeitern aus 17 Ländern wurden vom internationalen Marktforschungsinstitut Ipsos im Auftrag von Seelcase befragt, hier einige ausgewählte Ergebnisse (Quelle: Pressemitteilung, s.u.):

  • Die Studienergebnisse zeigen, dass Mitarbeiter, die mit ihrem Arbeitsplatz insgesamt sehr zufrieden sind, auch ein höheres Engagement aufweisen.
  • Ein charakteristisches Merkmal engagierter Mitarbeiter ist, dass sie in hohem Maße selbst entscheiden können, wo und wie sie arbeiten, und dass bei Bedarf geeignete Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
  • In Wirklichkeit arbeiten die meisten Mitarbeiter weltweit allerdings noch in einem traditionellen Büroumfeld, in dem Hierarchien und Einzelarbeit am Schreibtisch nach wie vor an der Tagesordnung sind.

 


Selbstbestimmtes Arbeiten fördert die Motivation

Die Ergebnisse der Befragung bestätigen, dass es den Mitarbeitern vielfach an Privatsphäre und an Möglichkeiten zum Rückzug für fokussiertes Arbeiten mangelt, wie auch der Vorstand der Steelcase Werndl AG, Stephan Derr, unterstreicht:

Das Engagement am Arbeitsplatz zu steigern ist eine wichtige, aber schwierige und komplexe Aufgabe. Sehr interessant war für mich die Erkenntnis, dass diejenigen Mitarbeiter, die die Kontrolle darüber haben, wie und wo sie arbeiten, am engagiertesten sind. Dazu zählt insbesondere die Möglichkeit, sich ungestört zurückzuziehen und die Arbeitsumgebung je nach anstehender Aufgabe frei wählen zu können. In Deutschland haben weniger als die Hälfte der Mitarbeiter diese Freiheit.


Zusätzlicher Impulsvortrag zum Global Report beim diesjährigen Leadership Development Congress

Logo_LDC_2016_final_kleinWir haben Marc T. Nicolaisen, Director Brand Communications EMEA bei Steelcase Werndl AG, für einen Impulsvortrag beim diesjährigen Leadership Development Congress (22.09.) gewonnen. Aus unserer Sicht sind die Ergebnisse des Reports überaus wichtig, um die wirksamen Hebel für Mitarbeitermotivation zu kennen und richtig zu nutzen. Der Referent wird uns nicht nur die für Deutschland zentralen Erkenntnisse vorstellen, sondern auch für einen vertiefenden Austausch zur Verfügung stehen. Zur Einstimmung in seinen Beitrag, aber auch als Information für diejenigen, die nicht beim Kongress dabei sein können, werde ich in den kommenden Wochen ein Podcast-Interview mit ihm führen – wir werden aktuell darauf hinweisen.

Hier der link zur ausführlichen Pressemitteilung von Steelcase zum Report.

Und hier die Infoseite zum Report bei Steelcase.

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Auf dieser Seite können Sie den Report bei Steelcase direkt anfordern.