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SF211 Starke Verbindungen aufbauen

| Burkhard Bensmann

Das vierte der Sieben Felder der Selbstführung

Auf wen können Sie sich wirklich verlassen?
Welche Beziehungen geben Ihnen Energie – und welche ziehen sie heimlich ab?
Investieren Sie bewusst in Ihr Netzwerk, oder lassen Sie es „einfach so“ entstehen?
Und damit willkommen zu einer neuen Soloepisode meines Podcasts Selbstführung und Leadership Development. Mein Name ist Burkhard Bensmann und ich begleite unternehmerische Menschen im In- und Ausland, vor allem in Veränderungssituationen.
Selbstführung findet nicht im stillen Kämmerchen statt. Es geht darum, bedeutsame, verlässliche und energiegebende Beziehungen aufzubauen – und Beziehungen zu kürzen, die Ihrer Mission nicht mehr dienen. 
In dieser Episode betrachte ich drei Perspektiven: Mitarbeiter, Partner (jeweils m/w) sowie Netzwerke. Anschließend gebe ich Ihnen praktische Mini-Tools und Reflexionen für diese Woche. Ich schließe einen kurzen Exkurs an, der sich „virtuellen Mitarbeitern“ widmet, also solchen, die KI-erzeugt sind.
Und zum Abschluss stelle ich Ihnen drei Fragen, mit denen Sie Ihren Alltag reflektieren können.

Teil 1 – Mitarbeiter: Respekt, Rollen, Sicherheit

Beginnen wir mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – Menschen, mit denen Sie Stunden, Tage, oft Jahre verbringen.
Der Historiker Yuval Noah Harari argumentiert in Homo Deus, dass Homo sapiens die Welt nicht wegen überlegener Intelligenz oder besserer Werkzeuge eroberte, sondern wegen der Fähigkeit, flexibel in großen Gruppen zu kooperieren. Diese Fähigkeit ist heute in Ihrem Arbeitsalltag so relevant wie damals für das Überleben unserer Spezies.
Wirksame Zusammenarbeit entsteht nicht „von selbst“. Welche Aspekte sind besonders wichtig? Wir benötigen:

  • Gegenseitigen Respekt – Kolleginnen und Kollegen als Partner sehen, nicht als reine Funktionen.
  • Klarheit über Rollen – Grauzonen vermeiden, in denen Reibung entsteht.
  • Psychologische Sicherheit – Ideen äußern, Annahmen hinterfragen und Fehler zugeben können, ohne Angst.

Fragen Sie sich:
Können Ihre Mitarbeitenden mit Ihnen offen sprechen?
Erleben Sie selbst Sicherheit in Ihren täglichen Kooperationen?
Wo sind Rollen und Erwartungen unklar – und was kostet das?

Peter Senge, der das Konzept der „lernenden Organisation“ prägte, betonte, tragfähige Organisationen würden auf offener Kommunikation, geteilten Visionen und gemeinsamem Lernen basieren. Ein Team sei keine Hierarchie reiner Befehlsweitergabe, sondern ein Ensemble wie eine Jazzband, in dem jede Person ihre Stärken einbringe und aufmerksam auf die anderen höre.
Gut geführte Beziehungen im Team erzeugen Energie und Resilienz. Fehlen Respekt und Sicherheit, so entstehen Spannungen und Leistungsabfälle. Ihre Wirksamkeit als Führungskraft ist an die Wirksamkeit Ihres Umfelds gekoppelt. Investieren Sie bewusst in diese Beziehungen, nicht nur funktional.

Teil 2 – Partner: Ergänzende Stärken und Vertrauen

Kommen wir zu Partnern – ob Geschäftspartner, Projektmitwirkende oder engste private Beziehungen. Dauerhafte Wirkungen entstehen nie allein. Erfolgreiche Führungskräfte kennen ihre Stärken – und ebenso ihre blinden Flecken. Die wirksamsten Partnerschaften verbinden komplementäre Fähigkeiten und Qualitäten.

Denken Sie darüber nach:
Worin sind Sie stark, worin schwach?
Welche Ihrer aktuellen Partner gleichen diese Schwächen aus?
Wo versuchen Sie noch, „alles selbst“ zu machen, obwohl jemand anderes es besser – oder mit mehr Freude – könnte?

Partnerschaften laufen nicht auf Autopilot. Sie brauchen Vertrauen, Reziprozität und Klarheit.
Vertrauen entsteht durch Verlässlichkeit – halten, was man zusagt.
Reziprozität bedeutet Gegenseitigkeit: Geben und Nehmen stehen im ausgewogenen Verhältnis, ohne dass exakt Buch geführt wird. Im besten Falle erleben wir einen wechselseitigen Fluss von Unterstützung.
Klarheit bedeutet Ehrlichkeit über Rollen, Grenzen und Erwartungen.

Aus vielen Gesprächen mit Führungskräften höre ich ein wiederkehrendes Bedauern: Erwartungen mit den engsten Partnern nicht früh genug geklärt zu haben. Unklarheit erzeugt Frust. Klarheit schafft Freiheit.

Fragen Sie sich:
Habe ich die wirklich wichtigen Gespräche geführt?
Sind die Spielregeln Ihrer Partnerschaften explizit – oder nur angenommen?

Starke Partnerschaften sind keine Abhängigkeiten. Sie schaffen Synergien. Wenn komplementäre Stärken mit Klarheit und Vertrauen zusammenkommen, entsteht Resilienz – und oft überraschende Kreativität.

Teil 3 – Netzwerke: Qualität vor Quantität

Zum Schluss die Netzwerke. Unsere Welt feiert ständige Vernetzung. Mehr ist jedoch nicht automatisch besser. In der digitalen Gegenwart liegt die Herausforderung weniger im Zugang als im Filtern. Wirksame Netzwerke entstehen nicht durch das Sammeln von Kontakten wie Trophäen, sondern durch Relevanz und Tiefe.

Fragen Sie sich:
Welche Verbindungen fördern wirklich Ihre Mission?
Welche Gruppen oder Plattformen binden Ihre Aufmerksamkeit, ohne Wert zu liefern?

Cal Newport warnt vor der „tückischen“ Gestaltung sozialer Plattformen. Sie sind darauf ausgelegt, uns zu halten und FOMO zu erzeugen. 

Führungskräfte sollten digitale Vernetzung daher strikt nach Kosten-Nutzen bewerten:
Hilft mir diese Plattform oder diese Verbindung tatsächlich, erfolgreich zu sein und zu wachsen?
Wenn nicht, ist es Zeit, einen Schritt zurückzutreten.

Ein von mir begleiteter Geschäftsführer gewann spürbar Fokus, indem er LinkedIn nur einmal täglich zur Mittagspause prüft. Diese einfache Grenze bewahrte Konzentration und hielt ihn dennoch verbunden. Und wichtig: Netzwerken bedeutet nicht nur nehmen, sondern geben. Wer teilt, andere unterstützt und verlässlich ist, baut langfristig Vertrauen und Reputation auf.

Fragen Sie sich:
Sind Sie in Ihren Netzwerken vor allem Konsument – oder liefern Sie auch?

Praktische Mini-Tools

Testen Sie in dieser Woche drei kleine Praktiken:
Energie-Bilanz
Notieren Sie fünf Menschen, die Sie zuverlässig stärken, und fünf, die Sie schwächen.
Erkennen Sie die Muster: Verbringen Sie zu viel Zeit mit Letzteren? Können Sie die Aufmerksamkeit zu den Ersten verschieben? Das ist nicht egoistisch, sondern strategisches Energiemanagement.
Networking-Diät
Wie bei Ernährung: Legen Sie gesunde Grenzen fest.
Definieren Sie feste Zeitfenster für digitale Plattformen. Ersetzen Sie endloses Scrollen durch gezielte Kontaktpflege. Von leeren Kalorien zu nahrhaften Mahlzeiten.
Vertrauenssignale
Reflektieren Sie Ihre Signale an andere. Handeln Sie verlässlich? Praktizieren Sie Reziprozität – geben und nehmen? Kommunizieren Sie Respekt, auch in kleinen Interaktionen?
Diese Mikrosignale summieren sich. Sie prägen, ob man Sie als vertrauenswürdige Partnerperson erlebt – oder meidet.

Exkurs: Künstliche Intelligenz und „virtuelle Mitarbeiter“

Wir erleben aktuell, dass Unternehmen beginnen, sogenannte „virtuelle Mitarbeiter“ zu entwickeln – also KI-Agenten, die bestimmte Rollen oder Prozesse übernehmen und reale Menschen teilweise ersetzen. Dieser Trend wird sich deutlich verstärken. In naher Zukunft werden wir Strukturen sehen, in denen reale und künstliche Mitarbeitende zusammenarbeiten müssen.

Das wirft mehrere Fragen auf:
Organisatorisch – wie gestalten wir Rollen und Verantwortlichkeiten, wenn ein Teil des Teams aus Algorithmen besteht?
Ethisch – wo ziehen wir Grenzen, wenn Entscheidungen von Systemen vorbereitet oder sogar getroffen werden?
Psychologisch – wie beeinflusst es die Zusammenarbeit, wenn Menschen geneigt sind, mit Agenten so zu sprechen, als wären es Kolleginnen und Kollegen? Hier droht eine Illusion, die kontraproduktiv sein kann.

Führungskräfte werden gefordert sein, klare Spielregeln für diese neue Kooperation zu schaffen. Sie müssen definieren, wo KI echte Entlastung bringt – und wo menschliche Urteilskraft unverzichtbar bleibt. Selbstführung bedeutet in diesem Zusammenhang auch, den eigenen Umgang mit KI bewusst zu gestalten: Nutzen erkennen, Grenzen setzen, Verantwortung behalten.

Hinzu kommt eine weitere Dimension: Virtuelle Agenten sind nicht neutral, sondern Ausdruck der Daten, mit denen sie trainiert wurden. Wer sich auf sie verlässt, ohne kritisch zu prüfen, übernimmt auch deren Vorannahmen und blinde Flecken. Genau deshalb ist es entscheidend, in Organisationen Lernräume zu schaffen, in denen Menschen Kompetenzen im Umgang mit KI entwickeln. Nur so können wir verhindern, dass technologische Möglichkeiten uns steuern – anstatt dass wir sie steuern.

Abschluss und call-to-action

Selbstführung ist keine isolierte Selbstoptimierung. Es geht darum, sich in ein Geflecht bedeutungsvoller Beziehungen zu schaffen – Mitarbeiter, Partner (m/w) sowie Netzwerke –, die Ihre Stärken verstärken, Annahmen herausfordern und Ihre Resilienz sichern.

Reflektieren Sie in dieser Woche drei Fragen:

  1. Welche Beziehung zu einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter braucht mehr Klarheit oder Respekt?
  2. Welche Partnerschaft braucht ein ehrliches Gespräch über Rollen und Erwartungen?
  3. Welchen Teil Ihres Netzwerks sollten Sie beschneiden, damit Raum für wirklich relevante Beziehungen entsteht?

Denken Sie daran: Netzwerke erweitern nicht nur Ihre Reichweite. Sie geben Halt, Unterstützung und langfristige Widerstandskraft.
Starke Verbindungen entstehen nicht über Nacht. Sie entstehen durch tägliche Entscheidungen – durch Ihr Auftreten, durch Klarheit und durch Respekt. Das ist der Kern des vierten Feldes der Selbstführung: Mitarbeiter, Partner und Netzwerke.


Wenn Sie die heutige Folge wertvoll fanden, teilen Sie sie gern mit jemandem, der sich mit diesen Themen gerade beschäftigt. Helfen Sie ihm oder ihr zu verstehen: Transformation bedeutet nicht, alle Antworten zu haben – sondern bessere Fragen zu stellen. 
Wenn Sie aktive Unterstützung wünschen, kontaktieren Sie mich über meine Website oder per E-Mail an bb@bensmann-consulting.com und fragen Sie nach einer Deep Dive Session.


Musik im Vor- und Nachspann

by Joakim Karud http://soundcloud.com/joakimkarud

Burkhard Bensmann

Meine Philosophie

„Nur wer sich selbst führen kann, sollte auch andere führen dürfen.“
Sind Sie bereit, Ihr Führungspotential freizusetzen? Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Fähigkeiten speziell in der Selbstführung entwickeln.