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SF214 Future Skills – Sechs Felder

| Burkhard Bensmann

Was Führungskräfte jetzt wissen und können müssen

Wie vorbereitet ist Ihr Team auf die nächste Welle von Veränderung – KI, Regulierung, Marktverschiebungen?
Wenn Prioritäten kollidieren: Wissen Sie, auf welche Fähigkeiten Sie zuerst setzen sollten?
Wo sind Sie und Ihr Team bereits stark – und wo wäre ein klares Upgrade sinnvoll?

Viele Führungskräfte spüren: Die aktuelle Geschwindigkeit der Veränderung ist beispiellos.
Neue Technologien, sich ändernde Märkte, Unsicherheiten durch Regulierung – und das alles parallel zum operativen Alltag.
Wie können Sie und Ihr Team sich optimal darauf vorbereiten?
Welche Fähigkeiten entscheiden tatsächlich darüber, ob Sie und Ihre Organisation auch künftig erfolgreich sind?

Und damit willkommen zu einer neuen Soloepisode von „Selbstführung und Leadership Development“.
Mein Name ist Burkhard Bensmann und ich begleite unternehmerische Menschen im In- und Ausland, vor allem in Veränderungssituationen – und heute lade ich Sie ein, Ihre eigenen Future Skills zu schärfen.

Future Skills – das sind wesentliche Fähigkeiten, die Sie jetzt und morgen voranbringen. Nicht als Buzzwords, sondern als Handwerkszeug, das Sie in Veränderungssituationen schnell und konkret nutzen können.
In dieser Folge mache ich mit Ihnen einen praktischen Rundgang durch sechs Felder – sechs Future Skills – die Führungskräfte beherrschen sollten. Ich erläutere, was jedes Feld ist, warum es wichtig ist und wie Sie mit kleinen, konkreten Schritten sofort starten können.

Und noch ein Punkt vorab: Ich entwickle dazu gerade einen kompakten Online-Questionnaire, den Sie als Selbstcheck nutzen können – allein oder im Team. Die Idee ist: Sie bekommen schnell ein klares Bild, wo Sie gut aufgestellt sind, wo Ihr Engpass liegt – und welches kleine Experiment als Nächstes den größten Effekt hat.

Wie ich diese Kompetenzen ausgewählt habe

Als Berater und Executive Coach frage ich mich regelmäßig: Welche Fähigkeiten zählen unter veränderten Bedingungen wirklich? Und brauchen wir wirklich neue Skills – oder benennen wir Bewährtes nur neu? Viele sogenannte Future Skills waren schon früher wichtig. Unter Druck werden sie nur sichtbarer.

Für diese Episode habe ich aktuelle Studien von McKinsey, Deloitte, MIT und dem Institute for the Future angesehen – und dann abgeglichen mit dem, was ich jede Woche in der Arbeit mit Führungskräften und Teams erlebe.
Die sechs Felder zeigen sich in Forschung und Praxis gleichermaßen. Sie verknüpfen individuelles Können, Team-Performance und die Fähigkeit, Wandel aktiv zu gestalten – statt nur zu reagieren.

Starten wir mit Feld Nummer eins.

1. Selbstführung

Was es ist
Selbstführung ist die Basis. Selbstführung umfasst Einstellungen und Methoden zur zielgerichteten Führung der eigenen Person.
Gemeint ist damit ganz konkret: Sie steuern bewusst, was Sie tun, warum Sie es tun und wie Sie dabei mit Ihrer eigenen Energie umgehen.
Statt nur auf den Kalender, Mails oder äußere Erwartungen zu reagieren, treffen Sie aktive Entscheidungen: Was ist heute wirklich wichtig? Wo sage ich Ja, wo sage ich Nein?

Sich selbst führen zu können, ist die Grundlage aller weiteren Fähigkeiten. Wenn die innere Richtung fehlt, helfen auch die besten Tools und Methoden wenig.

  • Mission & Vision: Wer klar weiß, wofür er arbeitet – für sich und das Team –, bleibt auch in bewegten Zeiten handlungsfähig. Ihr individuelles Leitbild schafft Orientierung.
  • Selbstorganisation: Ziele setzen, Energie und Aufmerksamkeit steuern – vor allem dann, wenn zu viele Aufgaben oder Erwartungen auf Sie zukommen.
  • Ethik & verantwortliches Entscheiden: Nach den eigenen Prinzipien handeln, auch wenn der einfache Weg verlockend wirkt. Nur so entsteht Vertrauen – in sich selbst und im Team.

Reflexionsfrage
Wann haben Sie zuletzt bewusst innegehalten und eine Entscheidung auf ihre Übereinstimmung mit Ihren Werten geprüft? Was hat Sie geleitet?

Praxisimpuls
Formulieren Sie Ihre Mission – oder, wenn Sie Ihre Mission schon griffbereit haben: Schauen Sie heute bewusst darauf.
Notieren Sie darunter zwei Prinzipien, bei denen Sie niemals Abstriche machen.
Und planen Sie zwei echte Pausen pro Tag – ohne Bildschirm. Schlaf ist kein Luxus, sondern ein Vermögenswert.

2. Kognitive Intelligenz & Lösung komplexer Probleme

Was es ist
Hier geht es nicht um klassischen IQ oder „kluge Sprüche“, sondern um Ihre Fähigkeit, komplexe Situationen zu durchdringen und tragfähige Entscheidungen zu treffen.
Komplexe Probleme erkennt man daran, dass viele Faktoren ineinandergreifen, Ursache und Wirkung nicht sofort klar sind und sich Rahmenbedingungen schnell ändern. In solchen Lagen reicht Bauchgefühl allein nicht mehr aus – Sie brauchen Denkwerkzeuge.

  • Systemdenken & strategische Übersicht: Zusammenhänge erkennen – etwa mit Ursache-Wirkungs-Diagrammen oder durch gemeinsame Szenario-Planung.
  • Kritisches und kreatives Problemlösen: Nicht sofort in den Lösungsmodus springen, sondern zunächst Hypothesen formulieren, Lösungsideen gezielt testen.
  • Entscheidungsqualität: Ein im angelsächsischen Raum verbreitetes Verfahren ist das „Pre-Mortem“. Gemeint ist: Versetzen Sie sich vor Projektstart in den Zustand, Ihr Vorhaben sei gescheitert, und überlegen Sie gemeinsam, woran es liegen könnte. So identifizieren Sie Risiken frühzeitig und können präventiv handeln.

Reflexionsfrage
Bei welcher bevorstehenden Entscheidung lohnt es sich, bewusst zu fragen: „Was könnte schiefgehen – und wie kann ich dies heute schon beeinflussen?“

Praxisimpuls
Nutzen Sie diese Woche das „Vorab-Fehler-Szenario“: Malen Sie aus, was bei einem wichtigen Projekt misslingen könnte. Setzen Sie gezielt Maßnahmen dagegen – und prüfen Sie anhand von Erfahrungswerten, was bei ähnlichen Fällen passierte.
Und ergänzend: Machen Sie ein Entscheidungs-Review (45 Minuten) zu einem wichtigen Thema:
Was ist das eigentliche Problem? Welche Optionen haben wir? Welche Risiken sehen wir – und wie gehen wir damit um?

3. Digitale Kompetenz & KI Verständnis

Was es ist
Digitale Kompetenzen sind zur Grundvoraussetzung geworden – von der souveränen Tool-Nutzung bis zur Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz.
Damit ist nicht gemeint, dass Sie Programmierer werden müssen. Gemeint ist: Sie können Ihre Arbeit mit digitalen Werkzeugen so organisieren, dass Sie Zeit sparen, Fehler reduzieren und bessere Entscheidungen treffen. Dazu gehört auch, Chancen und Risiken von KI realistisch einzuschätzen.

  • Digitale Produktivität: Richten Sie Ihre Arbeitsabläufe schlank und effizient ein – und integrieren Sie digitale Tools gezielt. Zum Beispiel, indem Sie wiederkehrende Aufgaben automatisieren oder Informationsflüsse klar strukturieren.
  • KI- und Datenkompetenz: Es reicht nicht, KI nur zu kennen. Entscheidend ist, wie Sie mit diesen Technologien zusammenarbeiten, wie Sie Daten nutzen und deren Reproduzierbarkeit sichern. Prüfen Sie, was ein Tool wirklich leistet, und dokumentieren Sie Ihre Erkenntnisse.
  • Technologie-Governance: Technologie sollte nicht nur praktisch und effizient sein, sondern auch sicher, ethisch und gesetzeskonform eingesetzt werden. Wer trägt die Verantwortung bei Datenpannen oder ethischen Fragen? Klären Sie diese Rollen frühzeitig.

Reflexionsfrage
Welches digitale Tool oder welche KI-Anwendung könnten Sie diese Woche gezielt testen – und was sollten Sie im Team zu Datenschutz und Ethik besprechen?

Praxisimpuls
Wählen Sie drei Ihrer wichtigsten Arbeitsabläufe und probieren Sie ein neues Tool oder KI-Feature aus. Halten Sie fest, warum Sie sich dafür entschieden haben und welche Auswirkungen Sie beobachten.
Und zusätzlich: Führen Sie bei wichtigen Entscheidungen eine kurze Entscheidungsnotiz ein – ein Mini-Protokoll: Was haben Sie entschieden, warum, auf welcher Datenbasis, mit welchen Annahmen?

4. Zusammenarbeit & Kommunikation

Was es ist
Kooperation und Kommunikation sind die Herzstücke jeder wirksamen Führung.
Gemeint ist nicht nur „nett miteinander reden“, sondern: Informationen so teilen, dass andere wirklich verstehen, worum es geht, und sich einbringen können – auch über Standorte, Hierarchien und Kulturen hinweg.
Gute Zusammenarbeit zeigt sich daran, dass Konflikte bearbeitbar sind, Entscheidungen nachvollziehbar und Menschen sich trauen, ihre Sicht offen zu äußern. Das hängt eng mit psychologischer Sicherheit zusammen: Menschen sagen, was sie sehen – ohne Angst vor Gesichtsverlust.

  • Empathischer Dialog: Klare, offene Sprache, echtes Zuhören und Storytelling machen komplexe Themen verständlich und fördern Verbundenheit.
  • Konfliktlösung & sichere Räume: Konflikte sichtbar machen, aktiv bearbeiten und dabei psychologische Sicherheit schaffen – etwa indem Sie Fehler als Lernchancen gestalten.
  • Kooperation & Inklusion: Unterschiedlichkeit wird zur Stärke, wenn Sie sie im Team gezielt nutzen, etwa durch regelmäßige Peer-Feedback-Runden oder gezielte Befragung verschiedener Perspektiven.

Reflexionsfrage
Bei welchem Meeting könnten Sie morgen gezielt dafür sorgen, dass mehr unterschiedliche Meinungen zur Geltung kommen – und wie gehen Sie konstruktiv mit Konflikten um?

Praxisimpuls
Testen Sie eine „Lernrunde“, in der jeder im Team offen einen Fehler, einen Erfolg und eine Bitte teilt.
Und als zweite sehr wirksame, einfache Intervention: Gestalten Sie ein wiederkehrendes Meeting neu – mit klarem Zweck, Rollen und Taktung. Zum Beispiel: Moderator, Zeitwächter, Protokoll. Timer an. Und am Ende eine klare Vereinbarung, wie entschieden wird.

5. Lernfähigkeit & Anpassungsfähigkeit

Was es ist
Lernfähigkeit meint mehr als „Fortbildungen besuchen“. Es geht darum, laufend neue Erfahrungen in Erkenntnisse zu übersetzen und das eigene Verhalten anzupassen.
Anpassungsfähigkeit heißt: Sie klammern sich nicht starr an einmal etablierte Routinen, sondern sind bereit, Vorgehensweisen zu verändern, wenn sich Rahmenbedingungen ändern oder bessere Wege sichtbar werden.

  • Lernrhythmus: Neue Themen bewusst angehen, Lernfortschritte dokumentieren, selbstgesteuertes Experimentieren fördern – statt nur auf Zufallswissen zu setzen.
  • Veränderungsbereitschaft: Routinen hinterfragen, Meta-Lernen ermöglichen und neue Skills schnellstmöglich in die Praxis bringen – zum Beispiel, indem Sie nach jedem Projekt kurz festhalten: Was behalten wir bei, was lassen wir weg, was testen wir neu?

Reflexionsfrage
Welches kleine Experiment könnten Sie diese Woche starten, um Ihre Lernfähigkeit oder die Ihres Teams zu stärken?

Praxisimpuls
Legen Sie ein Dreißig-Tage-Experiment fest: Was testen Sie, wie messen Sie Erfolg, wann beenden Sie? Halten Sie die Erkenntnisse fest und passen Sie Ihre Routinen gezielt an.
Und ergänzend als Team-Ritual: ein kurzes wöchentliches Lern-Stand-up – 15 Minuten: Was habe ich getestet, was gelernt, was ändere ich nächste Woche?

6. Unternehmerische Umsetzung & Chancennutzung

Was es ist
Hier geht es um die Fähigkeit, vom Denken ins Handeln zu kommen – und zwar unternehmerisch. Nicht jede Idee wird zum Großprojekt, aber gute Ideen bekommen eine faire Chance, getestet zu werden.
Unternehmerische Umsetzung bedeutet, fokussiert ins Tun zu kommen, Risiken bewusst zu steuern und aus Rückschlägen zu lernen, statt im Theoretisieren stecken zu bleiben.

  • Unternehmerischer Geist: Innovationen aktiv suchen, gewonnene Chancen testen und rasch bewerten – also nicht nur Probleme verwalten, sondern systematisch nach Hebeln für Wirkung und Nutzen Ausschau halten.
  • Projektumsetzung: Aufgaben priorisieren, Zeit systematisch managen, Sprints nutzen, um Ergebnisse schnell zu liefern. Dazu gehört auch, mutig zu entscheiden, welche Vorhaben gestoppt oder verschoben werden, damit Wichtiges wirklich umgesetzt wird.

Ein Satz dazu, der in der Praxis sehr viel klärt: Chancen ohne Umsetzung bleiben Gerede. Umsetzung ohne neue Chancen führt irgendwann in die Sackgasse.

Reflexionsfrage
Wie oft setzen Sie tatsächlich neue Impulse in die Praxis um? Welche Idee könnten Sie in den nächsten zwei Wochen konkret prototypisch testen?

Praxisimpuls
Starten Sie einen kurzen „Ideen-Test“: Befragen Sie Nutzerinnen oder Kundinnen, erstellen Sie einen schnellen Prototypen, holen Sie gezieltes Feedback ein. Begrenzen Sie parallel laufende Projekte und etablieren Sie eine Weekly Review, um Erfolge oder Hindernisse zu besprechen.

Wie Sie starten können: ein 10-Tage-Plan

Tag 1–2: Formulieren Sie Ihre persönliche Mission und zwei nicht verhandelbare Prinzipien. Wählen Sie eine zentrale Herausforderung, auf die Sie sich konzentrieren.
Tag 3–4: Vermessen Sie diese Herausforderung: Was ist das Problem, wer ist beteiligt, welche Rahmenbedingungen gibt es? Machen Sie einen Pre-Mortem („Was könnte schiefgehen?“) und planen Sie einen ersten Test.
Tag 5–6: Probieren Sie ein neues digitales oder KI-Tool in Ihrer Arbeit aus. Dokumentieren Sie, was Sie tun und warum – inklusive einer kurzen Entscheidungsnotiz.
Tag 7: Gestalten Sie ein Meeting neu und führen Sie eine „Learning Round“ durch.
Tag 8–9: Starten Sie Ihr 30-Tage-Lernexperiment mit klaren Kriterien, wann Sie es beenden.
Tag 10: Machen Sie einen kurzen Opportunity-Sprint – holen Sie Feedback ein und reflektieren Sie, was funktioniert hat.

Halten Sie die sechs Felder sichtbar:
Digitale Kompetenz & KI Verständnis. Kognitive Intelligenz & Lösung komplexer Probleme. Zusammenarbeit & Kommunikation. Lernfähigkeit & Anpassungsfähigkeit. Unternehmerische Umsetzung & Chancennutzung. Selbstführung.

Nutzen Sie dieses Mini-Framework als wöchentliche Checkliste – und reflektieren Sie regelmäßig, wo Ihr größter Engpass liegt und welches kleine Experiment Sie als Nächstes starten.

Und wenn Sie mögen: Integrieren Sie den Check auch in Ihren persönlichen Planungstag – Ihr eigener kleiner Jahres-Retreat-Termin mit sich selbst. Einmal im Jahr, ohne Kalenderdruck, nur mit der Frage: Was bleibt, was kommt dazu, was lasse ich weg?

Abschluss

Future Skills sind keine Modewörter. Es geht um Fähigkeiten, die Sie und Ihr Team im Alltag Schritt für Schritt aufbauen können.
Starten Sie mit Selbstführung. Treffen Sie bewusstere Entscheidungen, reflektieren Sie häufiger, machen Sie Ihre Arbeit nachvollziehbar, kommunizieren Sie klar, experimentieren Sie mit neuen Fähigkeiten – und machen Sie Umsetzung zur Gewohnheit. Jeder kleine Fortschritt zählt.

Das war die heutige Episode von „Selbstführung und Leadership Development“.
Wenn diese Episode für Sie hilfreich war, teilen Sie sie gern mit jemandem, der ein Team führt.
Und bevor Sie weitermachen: Notieren Sie sich einen kleinen Schritt, den Sie in dieser Woche für Ihr nächstes Skill-Upgrade wirklich umsetzen werden.


Self-Leadership – neue Auflage der englischen Version

Wenn Sie Ihre Selbstführung verbessern wollen, dann kann ich Ihnen mein frisch erschienenes Buch (second, revised and expanded edition, 2025) empfehlen.

Um das Buch zu erwerben:

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Musik im Vor- und Nachspann

by Joakim Karud http://soundcloud.com/joakimkarud

Burkhard Bensmann

Meine Philosophie

„Nur wer sich selbst führen kann, sollte auch andere führen dürfen.“
Sind Sie bereit, Ihr Führungspotential freizusetzen? Lassen Sie uns gemeinsam Ihre Fähigkeiten speziell in der Selbstführung entwickeln.