Den Möglichkeitsraum ausnutzen
Freiheitsgrade erkennen und ausschöpfen
Ich stelle immer wieder fest, dass Führungskräfte die Freiheitsgrade in Organisationen sehr unterschiedlich wahrnehmen. Während die eine Person trotz starker Fremdbestimmung Akzente setzt und Projekte startet, lamentiert die andere Person noch über die Probleme, wähnt sich am falschen Ort und ist auch sonst einfallsreich in der Schilderung der eigenen vermeintlichen Hilflosigkeit. In meinem neuen Buch, das in diesen Tagen erscheint, nehme ich das Thema des „Möglichkeitsraums“ auf. Hier ein kurzer Auszug:
In Coachingsituationen fällt mir immer wieder auf, dass die Klienten, insbesondere wenn sie unter Druck stehen, eine besonders verzerrte Wahrnehmung ihrer Situation aufweisen. Hier ist es als Begleiter hilfreich, in die betreffende Organisation zu gehen und – mit Zustimmung des Klienten – Gespräche mit ausgewählten Kollegen zu führen. Das Bild, das ich dann gewinne, unterscheidet sich häufig von dem des Klienten und gemeinsam versuchen wir die IST-Situation möglichst vollständig und aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen. In diesem Prozess eröffnen sich für den Klienten oftmals neue Möglichkeiten, ich nenne das „den Möglichkeitsraum erweitern“. In der nachstehenden Grafik stelle zur Veranschaulichung Selbst- und Fremdbestimmung sowie das geringe und hohe Ausschöpfen von Freiheitsgraden gegenüber. Ich plädiere dafür, sich in Krisensituationen immer wieder die eigenen Chancen, Spiel- und Freiräume vor Augen zu führen und gegebenenfalls auch zurückzuerobern. Vielfach werden die Möglichkeiten unterschätzt, trotz eingeschränkter Rahmenbedingungen dennoch selbst Akzente und Signale zu setzen.
Burkhard Bensmann (2015); Von der Vision zum persönlichen Erfolg. 5 Wirkungsfaktoren für Führungskräfte, S. 49ff