SF203 Balance zwischen den Lebensbereichen schaffen – 5 Tipps

 


Warum „Work-Life-Balance“ nicht taugt

Wie oft haben Sie das Gefühl, zwischen beruflichen und privaten Verpflichtungen hin- und hergerissen zu sein?  Haben Sie manchmal den Eindruck, dass Ihre Lebensbereiche in Konkurrenz zueinander stehen?  Stellen Sie sich vor, es wäre möglich, sie in Einklang zu bringen—wie würde das Ihr Leben verändern?
Sie, werte Hörerinnen und Hörer, wissen, dass mir der Begriff „Work-Life-Balance“ nicht gefällt. Er mag geläufig sein, aber er ist nicht wirklich passend. Warum? Weil er suggeriert, dass Arbeit und Leben getrennte Dinge sind—doch in Wahrheit sind sie untrennbar miteinander verbunden. Der Schlüssel liegt darin, alle Lebensbereiche bewusst miteinander in Einklang zu bringen, sie auszubalancieren.
Und darum soll es in dieser Episode gehen. In der Einleitung spreche ich zunächst über die verschiedenen Lebensbereiche von Führungskräften. Dann betrachte ich kurz die bisherigen Ansätze, um mehr Ausgleich zu schaffen. Und im Hauptteil nenne ich dann Ansätze, die auf Selbstführung basieren. Im Exkurs biete ich Ihnen ergänzende Prüfpunkte.

Typische Lebensbereiche von Top-Managern und das Problem der fehlenden Balance

Als Führungskraft jonglieren Sie verschiedene wichtige Lebensbereiche, und oft stehen diese miteinander im Konflikt. Da ist die Familie, die emotionale Unterstützung braucht und zugleich auch viel Zeit und Energie erfordert. Der Beruf verlangt Ihre volle Aufmerksamkeit und ständige Verfügbarkeit, oft auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten. Auch Ihre Gesundheit will gepflegt werden, denn Fitness und mentale Stärke sind der Schlüssel für langanhaltenden beruflichen Erfolg.
Dann gibt es soziale Netzwerke, Freundschaften und möglicherweise ehrenamtliche Tätigkeiten, die für Sie von Bedeutung sind. Doch was passiert, wenn diese Bereiche miteinander kollidieren? 

Hier ein Beispiel: Ein CEO plant einen Familienurlaub, den er lange im Voraus organisiert hat. Plötzlich wird ein wichtiges Meeting auf genau diese Woche gelegt, das er nicht verpassen kann. Soll er die Familie enttäuschen oder seine beruflichen Verpflichtungen vernachlässigen?
Solche Situationen führen nicht nur zu Stress und innerer Unruhe, sondern auch zu dem Gefühl, ständig etwas zu verpassen—sei es im Beruf oder im Privatleben. Diese Konkurrenz der Lebensbereiche kann dazu führen, dass man sich nie wirklich auf einen Bereich voll konzentrieren kann. Oft stehen die Prioritäten im ständigen Wechsel und die einzelnen Bereiche werden nur noch oberflächlich gepflegt. Das führt langfristig nicht nur zu Unzufriedenheit, sondern auch zu Leistungsabfall und dem Gefühl, immer „hinterherzuhinken“.

Populäre, aber nicht dauerhaft erfolgreiche Ansätze

Viele gängige Ansätze zur sogenannten „Work-Life-Balance“ basieren auf strikten Zeitplänen oder der Illusion, dass man mit Multitasking alles unter Kontrolle bekommen kann. Doch Studien zeigen immer wieder, dass Multitasking die Produktivität mindert und uns mehr stresst, als dass es uns hilft. Auch die Vorstellung, Beruf und Privatleben strikt zu trennen, scheitert oft an der Realität. Überraschungen und unvorhergesehene Herausforderungen machen solche Pläne oft zunichte.
Ansätze der Selbstoptimierung versprechen, durch optimale und disziplinierte Organisation mehr in kürzerer Zeit zu schaffen. Haben Sie solche Ansätze selbst schon ausprobiert? Nach meiner Erfahrung führen sie nicht zum Ausgleich, sondern fördern in vielen Fällen zum burnout. Und solche Ansätze können das Phänomen der Rastlosigkeit fördern – und Rastlosigkeit ist eine sehr wirksame Form der Selbstsabotage.
Wir kultivieren die Selbstoptimierung und tragen damit der Selbstausbeutung Vorschub.

Funktionierende Ansätze, die auf Selbstführung basieren

Statt auf starre Zeitpläne sollten Sie auf Selbstführung setzen. Selbstführung umfasst Einstellungen und Methoden zur zielgerichteten Führung der eigenen Person. Selbstführung basiert wesentlich auf Selbsterkenntnis, Selbstverantwortung und Selbststeuerung.

Hier sind wirkungsvolle Ansätze zur Förderung einer Balance zwischen Ihren Lebensbereichen, jeweils mit einem Tipp für die Umsetzung:

Mission – Grundlage für Selbstführung

Sie kennen meine Definition: Mission bezeichnet den eigentlichen Grund, die Daseinserklärung oder auch den Zweck eines Individuums. Leitfragen können sein: Wozu bin ich auf der Welt? Welchen Sinn und Zweck verbinde ich mit meinem Lebens. Wenn Sie Ihren „Purpose“ verloren haben, wenn Sie sich Ihrer Werte nicht mehr sicher sind, dann sollten Sie Ihre persönliche Mission für sich selbst klar formulieren. Sie kann der feste Boden sein, auf dem Sie stehen. 

Tipp: Falls noch nicht geschehen: nehmen Sie sich Zeit, vielleicht auch externe Unterstützung, und formulieren Sie Ihre Mission. Wenn Sie Ihre persönliche Mission formulieren, dann sollte dies in maximal zwei Sätzen gelingen. Meine Formulierung lautet so:  Meine Mission ist  die persönliche Begleitung unternehmerischer Menschen aus dem In- und Ausland, vor allem in Veränderungssituationen. Ich unterstütze diese Menschen dabei, ihre Potenziale zu erkennen, zu entfalten und wirksam werden zu lassen. Durchaus möglich, dass Sie für sich eine spezifischere Formulierung benötigen – finden Sie es heraus, schreiben Sie verschiedene Versionen auf einen großen Zettel und schauen Sie mehrere Tage immer wieder darauf: Was bleibt haften, was ist leicht merk- und wiederholbar und gleichzeitig kraftvoll?

Reflexionsrituale: 

Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um über Ihre Lebensbereiche nachzudenken. Fragen Sie sich: Welche meiner Lebensbereiche habe ich im Blick, welche kommen zu kurz?  Das bedeutet, nicht nur im Moment zu funktionieren, sondern langfristig zu überlegen, was wirklich wichtig ist. Hierfür ist eine persönliche Vision elementar wichtig. Meine Definition: Vision bezeichnet ein starkes, prägnantes und wünschenswertes Zukunftsbild eines Individuums, das erreichbar und gleichzeitig herausfordernd ist. Leitfragen können sein: Was zieht mich an? Wie lautet mein Lebensziel? Worauf will ich am Ende meines Lebens stolz sein?
Zur Förderung der Reflexion empfehle ich immer wieder Konzepte wie kollegiale Beratung oder auch den Persönlichen Planungstag (den link setze ich in die shownotes: https://ld21.de/sf194-persoenlicher-planungstag/). Ich rate aber auch zu Ritualen der täglichen Reflexion. 

Daher an dieser Stelle der Tipp: Tägliche Reflexion: Hier gibt es mindestens zwei Ansätze. Ich empfehle, den Tag mit einigen Reflexionsfragen zu starten (Z.B.: Was ist heute besonders wichtig? Was will ich heute für meine mittelfristigen Ziele tun? Wofür bin ich heute besonders dankbar?). Damit gelingt ein kraftvoller Start in den Tag. Falls Sie eher dazu neigen, zum Feierabend oder gar vor dem Schlafengehen den Tag Revue passieren zu lassen: Auch das kann ein Ansatz sein.

Prioritäten setzen

Dazu passt die eben genannte Reflexionsfrage: Was ist heute besonders wichtig? Womit erziele ich Wertschöpfung? Statt immer nur Aufgaben abzuarbeiten, überlegen Sie, welche Aktivitäten echten Wert für Ihr Leben schaffen. Das kann im Job bedeuten, sich auf Projekte zu konzentrieren, die strategisch wichtig sind. Im Privatleben kann es bedeuten, mehr Zeit für Beziehungen oder persönliche Interessen zu reservieren.
Aus Zeitmanagement-Büchern oder -Seminaren kennen Sie Ansätze wie eine ABC-Bewertung. Ich habe immer wieder die Vierung empfohlen (Was will ich weiter machen? Was will ich anders machen? Was will ich stoppen/beenden? Was will ich neu machen?).

Tipp: Schaffen Sie sich bewusst Zeiten für deep work. Diesen Begriff kennen Sie sich schon. Er stammt von Cal Newport und dieser definiert: Deep Work: berufliche Aktivitäten, die in einem Zustand ablenkungsfreier Konzentration ausgeübt werden und Ihre geistigen Kapazitäten an die Grenzen bringen. Diese Leistung schafft neuen Wert, verbessert Ihre Fähigkeiten und ist schwer zu kopieren. Teilen Sie Zeiten in Ihrem Kalender ein für deep work. Das sind Zeiten mit A-Priorität. In diesen Zeiten sind Sie Schöpfer, Macher, Gestalter.

Grenzen setzen

Ein kleines Gedankenexperiment (ich glaube, ich habe es erstmals von meiner Frau gehört): Stellen Sie sich vor, Ihr bester Freund (oder Freundin) ist permanent überfordert, dreht im roten Bereich – was würden Sie ihm (oder ihr) raten? Vermutlich würden Sie raten, vehement „nein“ zu sagen, Grenzen zu ziehen, auf sich acht zu geben.
Behandeln Sie sich wie Ihren besten Freund. Lernen Sie, klar „Nein“ zu sagen—sowohl beruflich als auch privat. Schützen Sie Ihre Zeit und Energie. Das bedeutet auch, Grenzen zu setzen, die es Ihnen erlauben, sich ungestört auf wichtige Dinge zu konzentrieren. Oft führt das dazu, dass Sie insgesamt mehr Kontrolle über Ihre Zeit gewinnen.

Tipp: Nehmen Sie sich vor, an einem bestimmten Tag besonders aufmerksam zu sein: Wo werden meine Grenzen überschritten? Was empfinde ich dabei? War meine Reaktion angemessen? Machen Sie sich am Abend eine Tagebuchnotiz, in der sie diese Fragen beantworten. Steigern Sie Ihre Achtsamkeit in Bezug auf Grenzen, indem Sie diese Übung wiederholen.

Zeit für sich selbst einplanen

Pausen sind Termine mit A-Priorität.  Planen Sie jede Woche feste Zeiten für sich ein, in denen Sie sich entspannen oder an persönlichen Projekten arbeiten. Ob das 20 Minuten Meditation am Morgen sind oder ein längerer Spaziergang—kleine Auszeiten sind essentiell. In meinem aktuellen Buch gibt es auch ein Kapitel mit dem Titel „Mut zur Muße“. Dort plädiere ich dafür, „dass wir Mußezeiten in unsere Kalender hinein schreiben und uns geeignete Orte suchen, an denen wir tagträumen oder gar Langeweile empfinden können – Wiesen und Wälder zum Spazieren gehen; Kirchen oder auch das eigene Sofa zum meditieren; ein Fenster, um in die Ferne zu sehen.“ Soweit das Zitat.

Tipp: Planen Sie, in der kommenden Arbeitswoche zumindest an einem Tag eine (Mittags-)Pause zu machen. Diese sollten Sie nutzen, um allein, ohne Smartphone, nach draußen zu gehen, vorzugsweise ins Grüne; zumindest aber raus aus Ihrem Arbeitskontext. Ich wähle z.B. die Innenhöfe oder Chorgänge großer Kirchen – dort ist es oft inmitten der Großstadt himmlisch ruhig…

 

Exkurs: Ist es Zeit, zu gehen?

Hier ein Wort der Warnung: in manchen Veröffentlichungen über „Selbstmanagement“ – sie hören die Anführungszeichen – liegt der Fokus sehr stark auf Selbstoptimierung. Das kann ein Spiel ohne Grenzen sein – denn wann bin ich „ausoptimiert“? Vielleicht ist es an der Zeit, das Problem nicht nur in der eigenen Person zu sehen, sondern das System kritisch in den Blick zu nehmen. Befinden Sie sich in einem „toxischen System“? In meinem aktuellen Buch „Wirksam handeln durch Selbstführung“ gehe ich im Kapitel „Grenzen der Selbstführung“ darauf ein.

Hier daraus einige Prüfpunkte, die ich in take it – change it – leave it einteile:

Take it

– Die Situation ist nicht angenehm, aber ich kann sie ertragen, ohne Schaden zu nehmen.
– Ich sehe derzeit keine Möglichkeit aktiv Einfluss zu nehmen, um etwas zu verbessern.
– Ich bin wachsam und achte auf Veränderungssignale.
– Ich warte ab, bis sich eine andere Konstellation ergibt, die mehr Veränderungschancen bietet.

Change it

– Wenn ich nichts verändere, nehme ich (oder/und andere) Schaden
– Ich sehe eine echte Chance, durch mein Handeln auf eine Verbesserung der Situation hinzuwirken.
– Eine Veränderung ist zwingend notwendig.
– Es liegt auch an mir, etwas zu tun. Ich erkenne meine Mitverantwortung.

Leave it

– Wenn ich die Situation weiter erdulde oder zulasse, dann nehme ich massiv Schaden, ggf. auch andere.
– Ich habe die Möglichkeit geprüft, aktiv etwas an der Situation zu ändern, aber es geht nicht.
– Es widerspricht meinen Werten, in dieser Situation zu bleiben.
– Ich nutze die Energie lieber für die Veränderung, als langsam (oder schnell) handlungsunfähig zu werden.

Wenn Sie für sich feststellen, dass es bei aller Anstrengung und bei allem Einsatz nicht gelingt, für Sie und andere gedeihliche Bedingungen in Ihrem Unternehmen zu schaffen, dann ist es vermutlich an der Zeit, zu gehen.

Zusammenfassung  

Soweit meine Gedanken und Tipps zum Thema Balance zwischen den Lebensbereichen schaffen – 5 Tipps. Ein bewusster Ausgleich zwischen den Lebensbereichen ist keine einmalige Entscheidung, sondern ein dynamischer Prozess, das sollte deutlich geworden sein.  Und eine wesentliche Botschaft ist: Schaffen Sie die Grundlagen, um sich selbst wirksam zu führen. Die Kenntnis der eigenen Mission ist elementar, ebenso geeignete Rituale und der Fokus auf das Wesentliche.

Fördern Sie Ihre Balance – mit unserem Seminar

Haben Ihnen diese Anregungen einen positiven Anstoß gegeben? Ich vermute, ja. Allerdings kann es sein, dass Sie sich von Ihrer jetzigen Situation überfordert fühlen und mehr benötigen, als einige Tipps.

Wie wäre es mit einer intensiven Planungszeit in einer besonderen Umgebung?  Im Januar 2025 bieten die Fitness- und Achtsamkeitsexpertin Anja Termöllen und ich ein dreitägiges Seminar auf Lanzarote an:

WIRKSAM HANDELN DURCH SELBSTFÜHRUNG

  • die eigene Vision schärfen
  • neue Perspektiven gewinnen
  • Kraft tanken auf der Vulkaninsel

Drei intensive Seminartage auf Lanzarote: 13.-15. Januar 2025

Das Seminar auf Lanzarote zielt darauf ab, Privatpersonen und Führungskräfte in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Durch eine Kombination aus Achtsamkeit, Fitness, Selbstwirksamkeit und Leadership Development sollen die Teilnehmer ihre innere Klarheit und Stärke finden und nachhaltig in ihren Alltag integrieren. Lanzarote, mit seiner einzigartigen Landschaft und inspirierenden Umgebung, bietet den idealen Rahmen, um fernab des Alltags neue Perspektiven zu gewinnen und sich zu fokussieren.
Wir freuen uns auf Sie – lassen Sie uns kraftvoll in das neue Jahr starten!
Anja Termöllen und Dr. Burkhard Bensmann

Zur Infoseite: Seminar Wirksam handeln auf Lanzarote am 13.-15. Januar 2025

Info-PDF zum Seminar: SF_LZ_2025_Folder


Musik im Vor- und Nachspann
by Joakim Karud http://soundcloud.com/joakimkarud

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SF199 Smartphone-Sucht – ein Update

 


Wie bekommen wir die Kontrolle über unser Smartphone?

Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass es uns den Rhythmus diktiert: wir lassen uns selbst in den wichtigsten Tätigkeiten unterbrechen, haben dafür zahlreiche Rechtfertigungen und Rationalisierungen entwickelt. Und haben doch eigentlich die Kontrolle verloren. Wie machen wir das Smartphone wieder zu einem produktiven Instrument? Wie sorgen wir für wirksames, fokussiertes Arbeiten? Und wie werden wir zum Vorbild innerhalb unseres Teams? 

Während ich neulich mit der Episode SF197 „Mitarbeiter gewinnen – neue Erkenntnisse“ Rekordwerte bei den Downloads erzielt habe, bin ich auf die Zahlen zu dieser Episode gespannt. Vermutlich gibt es einige unter meinen treuen Hörerinnen und Hörer, die diese Episode nicht hören, ja geradezu vermeiden wollen. Immerhin geht es um das lieb gewonnene Smartphone und unsere Abhängigkeit davon. Vielleicht will man da gar nicht so genau hinschauen auf diese Abhängigkeit.

Ich habe diese Episode wie folgt aufgebaut:

  • Wir starten mit einem kurzen Selbstcheck, der aus 5 Fragen besteht
  • Wir schauen auf neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft zum Thema
  • Ich nenne Ihnen aktualisierte Tipps, um Smartphone-Sucht bei Ihnen wirksam anzugehen.

 

Kurzer Selbstcheck

Ich hatte bereits in einer sehr frühen Podcast-Episode das Thema Smartphone-Sucht thematisiert (SF21 vom 07.01.2016, https://ld21.de/sf21-smartphone-sucht/). 

Dort hatte ich  fünf Prüffragen genannt, um sich selbst in Sachen Smartphone-Sucht zu analysieren. Ich finde, dass sie auch heute noch passen, daher nenne ich sie nachfolgend:

Frage 1: Legen Sie Ihr Smartphone bei Besprechungen auf den Tisch?

Frage 2: Haben Sie den Drang, abends nach 20:00 Uhr noch einmal auf das Smartphone zu schauen?

Frage 3: Nehmen Sie das Smartphone in Pausen oder Unterbrechungen sofort in die Hand und checken Nachrichten, Apps o.ä.?

Frage 4: Haben Sie bei unpassenden Gelegenheiten (z.B. im Theater, Privatleben) schon heimlich auf Ihr Smartphone geschaut?

Frage 5: Wie lang war der längste Verzicht auf Ihr Smartphone (meint: es war abgeschaltet, zuhause gelassen o.ä.)? Wochen? Tage? Oder nur Stunden?

 

Erkenntnisse aus der Wissenschaft

Bereits im Juni 2016 hatte ich den Forscher Dr. Alexander Markowetz im Interview (Podcast-Episode SF28 Digitale Instrumente wieder in den Griff bekommen, https://ld21.de/sf-28/). Wir haben schon damals über Rezepte wie digitale Diäten und eine Kommunikationsetikette im Unternehmen gesprochen. Das ist nun auch schon wieder 9 Jahre her. Welche aktuellen Erkenntnisse aus der Wissenschaft gibt es zu diesem Thema?

Martin Korte, Professor für Neurobiologie an der TU Braunschweig führte aus (WELT Online 17.05.2023): „Wir versetzen das Gehirn in einen permanenten Alarmzustand, indem wir immer auf Vibrationen und Signale achten.“ Ebenfalls bei WELT Online (23.10.2023) die wesentlichen Ergebnisse einer Studie zur Smartphone-Nutzung bei Kindern (Freia Peters, “Erschreckende Testergebnisse – So schädlich sind Smartphones“,).

Wesentliche Ergebnisse:

  • Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, wenn Smartphones in der Nähe sind, insbesondere bei Heranwachsenden. 
  • Die Anwesenheit des Handys beeinflusst die Konzentration und Leistung negativ, selbst wenn es ausgeschaltet ist. Dies hat Auswirkungen auf komplexe Aufgaben. 
  • Kinder verbringen mehr Zeit mit elektronischen Geräten als mit analogen Aktivitäten, was zu Bedenken führt. Einige Länder, wie Frankreich und die Niederlande, haben Handyverbote in Schulen eingeführt. In Deutschland wird darüber diskutiert, Handys in Grundschulen zu verbieten. Experten betonen, dass Kinder die Fähigkeit zur Impulskontrolle erlernen müssen, die durch übermäßigen Smartphone-Gebrauch beeinträchtigt werden kann.

Wie sieht es in Unternehmen aus? Hier will ich nicht solche Aspekte wie Handyverbote o.ä. diskutieren. Vielmehr interessiert mich, inwieweit die Führungskraft – die Inhaberin, der CEO, die Geschäftsführerin – die eigene Nutzung reflektiert. Meine Erfahrungen: ich nehme wahr, dass in Meetings sogar in zunehmendem Maß das Smartphone wie selbstverständlich auf den Tisch gelegt wird. Und ich habe immer wieder mit starken Widerständen zu kämpfen, wenn ich als Moderator einer Veranstaltung darum bitte, sich gegenseitig die volle Aufmerksamkeit zu schenken und daher die Geräte lautlos zu stellen und aus dem Gesichtsfeld zu entfernen. Die Gründe – wie vorhin genannt – erläutere ich geduldig immer wieder. Seien Sie Vorbild im Umgang mit digitalen Medien und fördern Sie Ihre Wirksamkeit – und die Ihres Teams. Aber schauen wir zunächst, was Sie für sich tun können.

 

Persönliche Strategien

Nach meinen Erfahrungen als Berater und Coach gibt es mindestens zwei Ansätze, um mit einer selbst erkannten Smartphone-Sucht umzugehen:

  • die Arbeit an den Symptomen   und
  • die Arbeit an der Selbststeuerung

Was meine ich damit? Die Arbeit an den Symptomen bedeutet für mich, meinen Umgang mit dem Gerät zu analysieren, mir rational Grenzen zu setzen, mich zu disziplinieren. Dieser Ansatz kann funktionieren. Allerdings ist es wie mit den guten Vorsätzen zum Jahresanfang: man startet motiviert und recht bald versiegt die Motivation. Die Arbeit an der Selbststeuerung meint in diesem Zusammenhang, dass ich mich aus einer Art höheren Ebene der Problematik nähere. Selbststeuerung ist – neben Selbsterkenntnis und Selbstverantwortung – ein dritter Bestandteil einer gelingenden Selbstführung. Ich lade Sie ein darüber nachzudenken, wie Sie Ihre Selbststeuerung systematisch verbessern können und das Problem der Smartphone-Sucht quasi mit erledigen. Innerhalb der zahlreichen Episoden meines Podcasts gibt es immer wieder Anregungen, die Selbstführung zu optimieren. Hier wähle ich eine Episode aus, die in diesem Zusammenhang besonders hilfreich ist: die Episode SF75 Ablenkungen vermeiden, Fokussierung fördern (https://ld21.de/sf75_fokussierung_foerdern/).

Darin habe ich 5 Tipps genannt, die ich hier, nur in Teilen aktualisiert, wiedergebe:

Tipp Nr. 1: Kenne Deine Hauptaufgaben. 

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell die wesentlichen Aufgaben – also das, wofür Sie eigentlich bezahlt werden (oder sich bezahlen sollten, wenn es Ihr Unternehmen ist) – aus dem Blickfeld geraten. Der Ansatz: schreiben Sie die 3, maximal 5 Hauptaufgaben auf einen Zettel und hängen Sie diesen gut sichtbar in Ihrem Arbeitsumfeld auf. Geben Sie sich jeden Abend eine ehrliche Einschätzung, inwieweit es Ihnen gelungen ist, die Hauptaufgaben in den Blick zu nehmen.

Tipp Nr. 2: Visualisiere Deine Ziele. 

Sie wissen vermutlich schon aus meinen Büchern, Artikeln oder Podcasts, dass ich ein Freund davon bin, zu visualisieren. Das hat praktische Gründe, die auch wissenschaftlich belegt sind: Sie kennen den Spruch: Wer schreibt der bleibt. Wir wissen, dass händisch Geschriebenes (und auch Gezeichnetes) sich stärker engrammiert, also in Ihr Hirn einprägt. Visualisieren Sie also Ihre Ziele, damit Sie auch unbewusst auf Kurs bleiben.

Tipp Nr. 3: Fokussiere Dich auf die Prozesse. 

Auch diesen Ansatz erläutere ich in meinem aktuellen Buch tiefer. In der Kurzfassung bedeutet er, dass wir wie Sportler vorgehen sollten: sie setzen sich klare, messbare Ziele, aber Sie konzentrieren sich darauf, ihren Trainingsplan einzuhalten. Sie haben den Prozess im Blick und gehen dafür jeden Tag trainieren. Daher: fokussieren Sie sich auf die Prozesse zur Zielerreichung.

Tipp Nr. 4: Verteidige Deine Zeit für Deep Work. 

Vermutlich sind Sie als Führungskraft vor allem als Manager tätig und haben eine Unzahl von Meetings, schnellen Entscheidungen und kleinteiliger Arbeit. Das ist zwar der Alltag, aber wenn dieser Überhand nimmt, werden Sie immer „gearbeitet“ und fremdbestimmt. Setzen Sie sich Zeitblöcke für Deep Work, also konzentriertes, tiefes Arbeiten, bei dem Sie im Flow sind.

Tipp Nr. 5: Übe Dich im Fokussieren. 

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse belegen, dass wir Fortschritte erzielen, wenn wir uns darin üben, uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren (leider gilt das auch in umgekehrter Weise). Wenn Sie Tipp 4 umsetzen, sind Sie schon auf dem richtigen Weg. Unterstützen können auch Methoden wie Achtsamkeitsübungen, Meditation oder ähnliche Ansätze.

Soweit die 5 Tipps, um Ablenkungen zu vermeiden und die eigene Fokussierung zu fördern. Darüber hinaus kann ich Ihnen das Kapitel „Die (Social) Media-Diät“ aus meinem aktuellen Buch, Wirksam handeln durch Selbstführung, empfehlen. Darin nenne ich u.a. den Ansatz, einmal eine Inventur Ihres Konsums durchzuführen. Was können Sie noch tun? Thematisieren Sie den Gebrauch von digitalen Medien auch in Ihrem Team. Erörtern Sie, wie eine sinnvolle Nutzung aussieht und welche Spielregeln Sie sich als Team geben.

 


Angebot

Coaching

Sollten Sie feststellen, dass Ihnen Zuversicht und Zutrauen abhanden gekommen sind, dann checken Sie sich, ob Sie externe Unterstützung benötigen. Als Begleiter von Führungskräften der ersten Ebene nehme ich pro Jahr eine begrenzte Zahl an neuen Kunden auf. Melden Sie sich gerne, wenn ich Sie als Executive Coach unterstützen soll.

Vorträge

Ich will an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass ich für das Thema Zuversicht und Zutrauen auch als keynote speaker zur Verfügung stehe – auf Deutsch und auf Englisch (an meinem Spanisch arbeite ich noch).

Persönlicher Planungstag mit meiner Unterstützung

Hier ist der link zur deutschen Infoseite: Persönlicher Planungstag

Und hier ist der link zur englischen Infoseite: Personal Planning Day


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SF196 Zuversicht und Zutrauen fördern – Teil 2

 


Weitere Tipps, um Zuversicht und Zutrauen zu fördern

Zuversicht und Zutrauen fördern – Willkommen zum zweiten Teil. Haben Sie den ersten Teil – also die Episode SF195 – schon gehört? Wenn nicht: holen Sie es nach, darin nenne ich bereits viele handfeste Tipps, um sich selbst zu motivieren und die eigene Zuversicht wieder aufzupäppeln. Hier nun der zweite Teil zum Thema. Warum 2 Teile? Weil der Rücklauf auf meine Abfrage, wie meine Kunden und Kollegen Zuversicht und Zutrauen fördern, einfach großartig war.

Worum ging es im ersten Teil – falls Sie ihn noch nicht gehört haben: Ich habe zunächst erläutert, was ich unter Zuversicht und Zutrauen verstehe: Zuversicht ist festes Vertrauen auf ein in der Zukunft eintretendes und gewünschtes Ereignis, kombiniert mit aktivem Zutun dafür. Auf uns selbst bezogen ist Zutrauen in meinen Augen der Glaube oder die Überzeugung, dass ich über Fähigkeiten und Fertigkeiten verfüge, um etwas Angestrebtes erfolgreich zu tun. Dann habe ich den Bezug zum Thema Selbstführung hergestellt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns über die Bedeutung von Zuversicht und Zutrauen gerade in Bezug auf unsere mentale Gesundheit bewusst sein sollten und daher Zuversicht und Zutrauen auch bewusst fördern sollten – als Bestandteil einer gelingenden Selbstführung. Und natürlich habe ich ausgewählte Ansätze aus den Rückmeldungen vorgestellt, um zunächst Zuversicht und Zutrauen bei mir selbst zu fördern.
Und was sind die Inhalte dieses zweiten Teils? Ich hatte in Aussicht gestellt, Antworten auf diese zwei Fragen zu geben: Welche Rolle spielen andere, z.B. Familie oder auch Team-Mitglieder, wenn es um die Förderung von Zuversicht und Zutrauen geht? Wie kann ich als Geschäftsführerin, Inhaber, CEO Zuversicht und Zutrauen ausstrahlen, damit auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begeistert werden können? Nachfolgend setze ich meine Sammlung der Tipps fort. Ich freue mich über die Rückmeldungen. Sie sind so handfest, dass ich sie mit nur wenigen Anmerkungen hier einfach wiedergebe.


Inhalte

Worum geht es in dieser Episode? Hier einige Stichwörter – siehe die ausführlichen Texte unten:

  • Im Team arbeiten
  • Vor-Bild sein
  • Feedback von Anderen
  • Netzwerken
  • Intrinsische Motivation pflegen
  • Perspektiven- und Fokuswechsel
  • Konstruktives Mind-set und Mediendiät
  • Freude an der Herausforderung
  • Sinn und Zweck der Arbeit
  • Ehrliche eigene Begeisterung
  • Humor
  • Strategie
  • Zeit für mich

Zuversicht und Zutrauen fördern – weitere Tipps

Im Team arbeiten

Starten wir mit diesem Punkt bzw. mit dieser Überschrift. Ich hatte Ihnen ja zugesagt, nach den Tipps des ersten Teils auch über die besondere Bedeutung des Umfelds und des eigenen Teams zu sprechen. Stellvertretend für viele Anmerkungen der anderen befragten Kunden und Kollegen soll hier Johannes Buß, Vorstandsvorsitzender einer Caritas-Organisation zu Wort kommen: Für mich ist es wichtig, mich in einem Führungsteam zu bewegen mit Kolleginnen und Kollegen, die durch ihre Kompetenzen und ihr Engagement mit mir zusammen Zuversicht ausstrahlen, die gemeinsam Freude am Veränderungsmanagement haben, die Lust daran haben, Verantwortung zu übernehmen und zu gestalten und die ab und zu die Erfolge miteinander feiern. Sich die Meilensteine bewusst machen, die erreicht wurden und die Erfolge nicht für selbstverständlich erachten – das fördert unsere gemeinsame Zuversicht und unser Zutrauen. Da schließt das sehr gut an, was Steffi Holle, seit einigen Monaten Vorständin in derselben Organisation, mir zurück gemeldet hat. Neben der Kraft, die Steffi aus ihrem privaten Umfeld gewinnt, nimmt das Führungsteam eine besondere Rolle ein: Sie sieht darin einen entscheidenden Baustein, denn so Steffi, ein Leitungsteam mit Zusammenhalt und Vertrauen bringt Zuversicht! Und, so führt sie weiter aus, diese Zuversicht werde durch eine gemeinsame Haltung gefördert.  Was uns natürlich auch zur Vor-Bildfunktion bringt. Dazu Steffi: Zuversicht kommt von Zutrauen – das brauchen die Menschen um mich herum. Und wie tankt sie selbst auf? Sich selbst schenkt sie Auszeiten an der Nordsee…

Vor-Bild sein

Um Zuversicht in einem Team auch auszustrahlen, also vor-bildlich zu handeln, gilt es, auch in schwierigen Phasen Haltung nach außen zu zeigen, wie Ulrich Pelster, Vorstandsvorsitzender in einem Krankenhausverbund, mir schrieb: Ich zitiere – so Ulrich Pelster – Ernest Hemingway: „Niemals in der Öffentlichkeit entmutigt sein. Geheimnis meines Erfolges“  Wäre natürlich schön, wenn es so einfach wäre, so Ulrich weiter, ein Funke Wahrheit steckt aber schon drin: sich nicht entmutigt zu zeigen, unabhängig von natürlich vorhandenen Sorgen und Zweifeln, das ist schon von Bedeutung. Wie lässt sich dies aber nun praktisch erzielen? Hierzu Ulrich Pelster weiter: Für mich am wichtigsten ist dabei die Wahrnehmung, die Dinge zumindest in Teilen beeinflussen zu können, also nicht hilflos zu sein. (Oder zumindest die Illusion davon zu haben.) Diese Wahrnehmung erreiche ich am ehesten durch Arbeit, also nicht durch Grübeln, sondern praktisches Arbeiten und dabei komplexe Dinge auf handhabbare Teile hinunterbrechen.  Dass in diesem Kontext auch ganz praktische Selbstführung zählt, wird aus den weiteren Ausführungen von Ulrich deutlich: Tatsächlich hilfreich sind auch ganz profane, aber sehr wirksame Dinge: Bewegung. Morgens ein wenig trainieren, regelmäßig Schwimmen, außerdem gerne Musikmachen und dergleichen. Und schließlich die demütige Einsicht, dass der ganze Kram wichtig ist, dass es aber sehr viel fundamentalere Dinge gibt. Wir haben in den letzten zwei Jahren ukrainischen Ärzten geholfen. Es ist gar nicht zynisch gemeint, aber im Vergleich dazu ist eine Krankenhausreform, so wichtig sie auch ist, Kleinkram. Offenbar, so eine meiner Erkenntnisse aus der Rückmeldung von Ulrich Pelster, hängen Zuversicht und Zutrauen einerseits und Demut andererseits zusammen. Lassen wir das für einen Moment sacken…

Feedback von Anderen

Sie wissen, liebe Hörerinnen und Hörer, dass mein Verständnis von Selbstführung ist, dass wir uns selbst entfalten, damit wir auch anderen zur Verfügung stehen können. Eben kein Ego-Shooter-Spiel, sondern ein gemeinsames Wachsen und Fördern. Dabei spielt dann natürlich Feedback ein ganz wesentliche Rolle, wie auch Hermann Oberschelp, Unternehmensberater und Podcaster, mir schrieb: In meinem Führungsalltag habe ich festgestellt, dass regelmäßiges positives Feedback von meinen Gesprächspartnern und Kunden einen signifikanten Beitrag zur Stärkung meiner Zuversicht und meines Zutrauens leistet. Dieses Feedback bestätigt mir meine Fähigkeiten, auch wenn ich häufig Momente der Selbstkritik habe. Wieder zeigt sich, dass Kommunikation elementar ist. Hermann dazu: Der regelmäßige Austausch mit anderen Führungskräften, bei informellen Gesprächen oder in Netzwerkveranstaltungen ist für mich ebenfalls sehr hilfreich, da dieser Austausch von Erfahrungen und Best Practices nicht nur mein Fachwissen stärkt, sondern mich auch ermutigt, meinen eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen zu vertrauen. Motivierende Rückmeldungen, so Herrmann weiter, kommen natürlich auch in Form von unternehmerischen Erfolgen: Während meiner Vertriebsaufgaben stellen die erfolgreichen Abschlüsse von Aufträgen ebenfalls ein positives Feedback dar. Sie bestätigen nicht nur die Wirksamkeit meiner Herangehensweise, sondern dienen auch als Motivation, weiterhin innovativ und kundenorientiert zu agieren.

Netzwerken

Der Austausch mit Kollegen ist auch für Christoph Nath, Geschäftsführer eines Stadtwerks, ein wichtiges Element, um Zuversicht und Zutrauen zu fördern: Ich bin in einem regelmäßigen Austausch mit Geschäftsführer Kolleginnen und Kollegen. Dort werden die kleinen und großen Themen angesprochen. Durch diese Diskussion mit meinem Netzwerk wird mir immer wieder bewusst, dass die Herausforderungen an die Geschäftsführungen sich überall verändern und größer werden. Die Themen ähneln sich und sind nur durch die notwendige Grundgelassenheit und Besonnenheit zielgerichtet zu lösen, um nicht in die sogenannte Aktivitätenfalle zu kommen: sehr fleißig sein – nur nicht wirksam. Beide Punkte – Feedback von Anderen und Netzwerken, finden sich in meinem Modell der Sieben Felder der Selbstführung vor allem im vierten Feld wieder, Mitarbeiter, Partner, Netzwerke. Für mich ist dieses Feld der Selbstführung ein ganz wesentliches: zeigt es doch, dass Selbstführung eben auch Aspekte von Teamwork enthält. Und zwar sowohl im Sinne von Geben, als auch von Nehmen.

Intrinsische Motivation (pflegen)

Den Unternehmer Kai Stolzenberg hatte ich bereits im ersten Teil zu dieser Thematik erwähnt, u.a. mit seiner Bemerkung, dass man von Beginn an über eine gesunde Portion von Zuversicht und Optimismus verfügen müsse, um als unternehmerischer Mensch erfolgreich zu sein. In dieselbe Richtung geht auch die Position von Niels Droste, Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens: Ich spüre, dass das in mir sehr intrinsisch vorhanden ist und ich für mich keine wirklichen Rituale benötige. Zum einen agiere und kommuniziere ich immer sehr offen, so dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter es auch gewohnt sind, mal schlechtere Nachrichten zu hören und diese einordnen können.  Zum anderen, und das ist hier viel entscheidender, ist es für mich immer Teil meiner Gedankenwelt, den Fokus auf das Positive zu richten und Wege aufzuzeigen. Mindestens ist aus schlechten Ereignissen oder Entwicklungen immer auch als Grundeinstellung „Ein Gutes im Schlechten“ heraus zu kristallisieren, welches ich für mich versuche, dann als neue Erkenntnis oder Maßgabe in den Fokus zu nehmen. Und er nennt noch eine Gewohnheit, die auch zum eben erwähnten Punkt „Vorbild“ passt: Wenn ich in kritische Abstimmungen und/oder Termine gehe, „zwinge“ ich mich kurz vor Eintritt zu einem ausgeprägten Lächeln, um aus meinem Gesicht das damit verbunde Gefühl in mir für den Moment stärker verankern zu können.

Perspektiven- und Fokuswechsel

Björn Sprotte, CEO eines internationalen Schifffahrtsunternehmens, hat in seiner Antwort zunächst die Förderung der eigenen Zuversicht betrachtet. Er empfiehlt u.a. das regelmäßige Reflektieren auf Erreichtes relativ zu den Zielen. Dabei nimmt er bewusst Perspektivwechsel ein, nämlich von kurzfristigen zu langfristigen Zielen. Dies dient ihm zur Refokussierung. Er schlägt damit eine Analogie aus der Fotografie vor: die Blende anpassen und das Bild in der Ferne wieder scharfstellen. Ihm helfen, so schreibt er weiter, Vergleiche mit früheren Erfahrungen, auch die Rückbesinnung auf frühere Erfolge und wie diese erreicht wurden. Auch Björn nutzt immer mal wieder eigene Notizen, um in der Rückschau Gesamtzusammenhänge zu erkennen. Mir gefallen diese Analogien; das liegt sicher auch daran, dass ich seit vielen Jahrzehnten bewusst fotografiere.

Konstruktives Mind-Set und Mediendiät

Sven Ruschhaupt, Hauptgeschäftsführer einer großen Handwerkskammer, schrieb mir zum Thema Zuversicht und Zutrauen fördern: Ich bin grundsätzlich realistisch, was manchmal einen pessimistischen Eindruck bewirken mag. Allerdings habe ich auch festgestellt, wenn ich positiv an die Themen und Menschen herangehe, dann überträgt sich das auch entsprechend. Das kostet manchmal Überwindung und etwas mehr Kraft, vielleicht auch gegen eine innere Überzeugung, allerdings habe ich in letzter Zeit gemerkt, dass das auch erwartet wird. Insofern bekomme ich dann auch spiegelbildlich einen positiveren Umgang zu spüren, was erfreulich ist und dann den Einsatz auch rechtfertigt. Sven Ruschhaupt erläutert weiterhin, dass eine solches Vorgehen es erleichtert, Zitat „insbesondere diejenigen zu führen, die sich von externen Einflüssen leicht beeinflussen lassen und andere mit „runterziehen“. Dieser Punkt knüpft auch an den oben genannten Aspekt Vor-Bild an. Gerade in Zeiten von Stapelkrisen besteht die besondere Gefahr, dass schlechte Stimmung sich wie ein Virus verbreitet und damit auch die resilientesten Führungskräfte runterzieht. Hier sind wir gefordert, zunächst bei uns Zuversicht und Zutrauen zu entfalten, um dann auf andere positiv auszustrahlen. Sven Ruschhaupt weiter: Meine Resilienz besteht aus einem Mix aus Gelassenheit („Manche Dinge kann man nicht ändern, sondern nur seine Einstellung dazu…“), Sport, Entspannungsübungen (Autogenes Training), gutem Essen, Spaziergängen mit dem Hund und der Pflege von (guten) Freundschaften und bewusste Zeit mit der Familie. Sie erinnern sich, liebe Hörerinnen und Hörer, an den ersten Teil, also die voran gegangene Podcast-Episode. Darin erwähnte ich den Hinweis von Markus Albers, sich mit den Stoikern zu befassen… Sven Ruschhaupt sich übrigens für eine strenge Mediendiät entschieden, wie ich sie auch in meinem aktuellen Buch empfehle: [Ich] lasse ich mich von externen Einflüssen kaum lenken. Aus den Social-Media-Kanälen habe ich mich komplett abgemeldet, verschwende also keine Zeit damit, Zeitungen (insbes. die NOZ) lese ich nicht mehr bzw. nur die Überschriften, Talkshows oder sonstige unsinnige Fernsehsendungen gucke ich nicht mehr. Das hilft wirklich gut!

Freude an der Herausforderung

Eine konstruktive innere Einstellung hat auch Sven Scholz, Geschäftsführer von Salt And Pepper, für sich entwickelt: Als gelernter Ingenieur finde ich Freude und Antrieb im Lösen von Herausforderungen – sei es in der Technik oder im Führungsalltag. Ein Unternehmen ist ja selbst wie ein komplexes System. Und dieses System reibungslos laufen zu lassen, treibt mich an. Das Schöne dabei ist, dass anders als bei einer reinen Maschine, ich mit Menschen arbeite. Menschen, die selbst ihre Ideen, Fähigkeiten und Persönlichkeiten einbringen – das ist bei uns der SALT AND PEPPER-Spirit. Diese Vielfalt schafft immer wieder neue Überraschungen und Impulse,  die mich persönlich antreiben und meine Zuversicht stärken. So habe ich mir ein Arbeitsumfeld geschaffen, das von sich aus immer wieder neue Energie und Freude in mir weckt. Der letzte von Sven genannte Punkt ist aus meiner Sicht noch einmal besonders hervorzuheben: als unternehmerische Menschen vermögen wir es, uns gedeihliche Bedingungen zu schaffen (im Modell der Sieben Felder übrigens das fünfte Feld, Prozesse und Strukturen).

Sinn und Zweck der Arbeit

Ich erlebe es in Beratungs- und Coachingsessions immer wieder, dass meinen Klienten im Führungsalltag das Bewusstsein für das Sinnhafte der eigenen Tätigkeit verloren geht. Guido Uhl, Geschäftsführer von Einrichtungen der Heilpädagogischen Hilfe, hat, wie er schreibt, „ein ganz einfaches Rezept“, um Zuversicht und Zutrauen zu fördern: Sich vermehrt in unsere Einrichtungen [der Heilpädagogischen Hilfe] begeben, möglichst viel Zeit mit Menschen verbringen (unabhängig ob mit oder ohne Beeinträchtigung) und dabei immer wieder vor Ort erleben, dass unsere Arbeit wirkt, dass wir eine wortwörtlich sinn-volle Arbeit ausführen dürfen. Diese Art der Rückerinnerung an das Sinnhafte der eigenen Tätigkeit hat Guido Uhl   in seinen Führungsalltag fest eingeplant, wie er ausführt: … diese Begegnungen sind bei uns seit vielen Jahren „ritualisiert“, man kann sich darauf verlassen, dass ich jede Einrichtung jedes Jahr mindestens ein Mal besuche. Langjährige Hörerinnen und Hörer wissen es: der besondere Stellenwert des Sinns in der eigenen Arbeit findet sich in meinem Selbstführungsmodell gleich im ersten Feld, nämlich Mission und Vision.

Ehrliche eigene Begeisterung

Was Thomas Fuhrmann, Geschäftsführer eines Fintech-Unternehmens mir geschrieben hat, schließt sich sehr gut an: Am wichtigsten ist, so Thomas, diese Zuversicht und das Zutrauen selbst zu haben. Offene Kommunikation darüber, warum man diese Zuversicht und das Zutrauen hat ist meiner Meinung nach dann der Schlüssel. Ich muss das als Führungskraft vorleben. Das kann ich nur, wenn es mir selbst auch wirklich so geht. Ansonsten fühlen sich (clevere und engagierte Mitarbeiter) an der Nase herumgeführt. Ich finde übrigens, dass man die eigene Begeisterung auch immer wieder „aufladen“ kann – und in schwierigen Zeiten auch muss. Bei mir sind das Reflexionen wie Tagebuchnotizen, das Lesen meiner Liste der Erfolge und andere Rituale.

Humor

Eine andere Sicht auf die Förderung von Zuversicht und Zutrauen nannte mir Anja Termöllen. Sie ist Personal und Resilience Trainerin und Achtsamkeitsexpertin – und meine Ehefrau. Für mich, so sagt Anja, ist Humor ein wichtiger Anker in fordernden Zeiten. Lachen aktiviert das Zwerchfell und erleichtert eine tiefe Atmung. Die wiederum entspannt uns und hilft einen klaren Kopf zu bewahren. Außerdem ist Humor hilfreich, Menschen zusammenzubringen. In der Tat: Wir sind oft so „verkopft“, dass uns der Humor abhanden kommt. Dabei ist das Lachen für uns selbst erleichternd und stresslösend. Und es schafft eine soziale Verbindung zu denen, MIT DENEN wir lachen.

Strategie

Dass Zuversicht und Zutrauen beim eigenen Team und bei den Mitarbeitern auch durch Strategie gefördert werden kann, hat mir ein weiterer Kunde geschrieben, der allerdings hier nicht explizit genannt werden will – was ich respektiere. Nach seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Führungskraft sei es insbesondere wichtig, dass die Führung einen strategischen Plan hat und diesen kommuniziert. Damit würde das eigene Handeln nachvollziehbar, gerade in schwierigen Zeiten. Es komme zum Ausdruck, dass das Handeln mit Ideen und Perspektiven verbunden ist – und das fördere die Zuversicht.

Zeit für mich

Schließen möchte ich mit ganz praktischen Tipps von Oliver Leisse, dem Zukunftsforscher (der ja hier im Podcast schon oft mein Gesprächspartner war. Ich nehme mir Zeit für mich und meine Familie. In der Reihenfolge, entsprechend der angepassten Anweisung aus dem Flugzeug – Im seltenen Fall eines Zutrauens- oder Zuversichts-Verlustes kümmern Sie sich erst um sich selbst und dann um ihre Familie, Freunde, Geschäftspartner… Meine Mittel und Routinen: Ich mache GZSZ – Gute Zeiten Sicher Zuordnen. Oder auch als Time Boxing bekannt. Ich reserviere mir sichere Zeiten für Handlungen, von denen ich weiß, dass sie mir guttun – wie Lesen, Meditieren, Spazierengehen, Joggen. Und blocke dann eine Zeit in meinem Terminkalender. 

 


Angebot

Coaching

Sollten Sie feststellen, dass Ihnen Zuversicht und Zutrauen abhanden gekommen sind, dann checken Sie sich, ob Sie externe Unterstützung benötigen. Als Begleiter von Führungskräften der ersten Ebene nehme ich pro Jahr eine begrenzte Zahl an neuen Kunden auf. Melden Sie sich gerne, wenn ich Sie als Executive Coach unterstützen soll.

Vorträge

Ich will an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass ich für das Thema Zuversicht und Zutrauen auch als keynote speaker zur Verfügung stehe – auf Deutsch und auf Englisch (an meinem Spanisch arbeite ich noch).

Persönlicher Planungstag mit meiner Unterstützung

Hier ist der link zur deutschen Infoseite: Persönlicher Planungstag

Und hier ist der link zur englischen Infoseite: Personal Planning Day


Musik im Vor- und Nachspann
by Joakim Karud http://soundcloud.com/joakimkarud


 

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SF195 Zuversicht und Zutrauen fördern – Teil 1

 


Zuversicht und Zutrauen statt Pessimismus

Ich nehme eine zunehmend pessimistische Grundstimmung unter Menschen wahr. Das betrifft auch Geschäftsführer, CEOs, in Vorständen ehrenamtlich Engagierte – männlich wie weiblich. Das ist umso beunruhigender, als mir viele dieser Personen gerade in der Krisenzeit der Pandemie eher wie Felsen in der Brandung vorkamen. Jetzt erwischt es offenbar auch diese… Und genau darum will ich in dieser Episode dagegenhalten und die Frage beantworten: Wie können wir Zuversicht und Zutrauen fördern?

Zuversicht und Zutrauen – für mich essenziell, um in turbulenten Zeiten einen klaren Kopf und ein empathisches Herz zu behalten. Ich habe in der Recherche gut 40 Menschen aus meinem Netzwerk gefragt, was die denn tun, um Zuversicht und Zutrauen zu fördern. Und die Ideen und Tipps sind einfach großartig. Und so vielfältig, dass ich daraus – mindestens – zwei Podcast-Episoden machen will.


Inhalte

Worum geht es in dieser Episode?

  • Ich will zunächst erläutern, was ich unter Zuversicht und Zutrauen verstehe.
  • Dann gehe ich kurz darauf ein, warum mich genau diese beiden Begriffe so faszinieren und warum ich sie für wesentliche Bestandteile einer gelingenden Selbstführung ansehe.
  • Ich widme mich dann ausgewählten Ansätzen, um zunächst Zuversicht und Zutrauen bei mir selbst zu fördern. 
  • Ich schließe mit einem kurzen Ausblick auf die Inhalte des Teils 2. Darin soll es u.a. darum gehen, wie wir Zuversicht und Zutrauen auch in unserer Organisation fördern können.

 


Was verstehen wir unter Zuversicht und Zutrauen?

Zuversicht

Zuversicht – hierzu finde ich in verschiedenen Quellen Definitionen wie: „festes Vertrauen darauf, dass etwas von der Zukunft Erwartetes eintritt. Abgeleitet ist das Wort offenbar aus dem Mittelhochdeutschen „zuoversiht.“ In diesem Zusammenhang auch interessant: das Verb „versehen“ hat auch die Bedeutung von „sich um etwas kümmern, ausstatten, ausrüsten“.  In meinem eigenen Verständnis, das ich Ihnen hier vorschlage, hat Zuversicht etwas dezidiert Aktives. Es ist für mich eben nicht das passive Vertrauen darauf, dass etwas „von der Zukunft Erwartetes eintritt“. Es ist vielmehr das aktive Eintreten dafür, dass ein gewünschtes Ziel von mir auch erreicht wird. Das ist damit auch eine Einstellungs- und Haltungssache.
Also hier knapp meine Definition: Zuversicht ist festes Vertrauen auf ein in der Zukunft eintretendes und gewünschtes Ereignis, kombiniert mit aktivem Zutun dafür.

Zutrauen

Und Zutrauen? Der Begriff lässt sich offenbar aus dem mittelhochdeutschen „trūwen“ ableiten, und verweist auf „Glauben schenken“, kein Misstrauen haben“, aber auch „glauben“, „hoffen“, „sich getrauen“.
Auf uns selbst bezogen ist Zutrauen in meinen Augen der Glaube oder die Überzeugung, dass ich über Fähigkeiten und Fertigkeiten verfüge, um etwas Angestrebtes erfolgreich zu tun.
Beide Begriffe sind für mich verbunden mit der Selbstwirksamkeitserwartung – hören Sie dazu auch die Episode SF18 „Selbstwirksamkeit steigern“ (https://ld21.de/sf18- selbstwirksamkeit-steigern/)

Zuversicht, Zutrauen und Well-being

Warum sind Zutrauen und Zuversicht nun ein integraler Bestandteil von Selbstführung? Sie kennen meine Definition:

Selbstführung umfasst Einstellungen und Methoden zur zielgerichteten Führung der eigenen Person. Selbstführung basiert wesentlich auf Selbsterkenntnis, Selbstverantwortung und Selbststeuerung. 

Zuversicht und Zutrauen sind elementar für das Erreichen der eigenen Ziele und natürlich auch für die eigene Gesundheit, das „well-being“.

An dieser Stelle soll an das vielen von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, bekannte PERMA-Konzept erinnert werden, das vor allem von Martin Seligman geprägt wurde und das fünf wesentliche Bedingungen von „well-being“ nennt:

PERMA: Positive emotions; Engagement; Relationships; Meaning; Accomplishment

Ich bin an verschiedenen Stellen (Bücher, Podcasts) schon auf diesen Ansatz eingegangen, daher an dieser Stelle nur kurz: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns über die Bedeutung von Zuversicht und Zutrauen gerade in Bezug auf unsere mentale Gesundheit bewusst sein sollten und daher Zuversicht und Zutrauen auch bewusst fördern sollten – als Bestandteil einer gelingenden Selbstführung.

 


Zuversicht und Zutrauen bei mir selbst fördern – ausgewählte Tipps

Wahrscheinlich warten Sie schon auf konkrete Tipps, um Zuversicht und Zutrauen bei Ihnen zu fördern. In Vorbereitung dieser Episode habe ich recherchiert und zudem in meinem Netzwerk per E-Mail diese Fragen gestellt:

Was tust Du, um im Führungsalltag die eigene Zuversicht und das eigene Zutrauen zu fördern bzw. immer wieder herzustellen?
Gibt es z.B. Rituale oder Gewohnheiten, mit denen Du Zuversicht und Zutrauen förderst?

An dieser Stelle sage ich ganz herzlichen Dank an alle, die sich der Beantwortung gewidmet haben und mir einige Zeilen geschrieben haben. Ich kann nicht alles von allen hier wiedergeben, dafür bitte ich um Verständnis. Die Rückläufe waren toll. Die Bandbreite der Antworten, die unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze haben mich überrascht. Wieder ein Beweis dafür, dass zumindest derzeit noch die natürliche Intelligenz der künstlichen kreativ überlegen ist. Im Rahmen dieser kompakten Podcast-Episode will ich hier zumindest eine erste Auswahl von Tipps wiedergeben. Ich habe Überschriften gebildet und fange mal an…

Humor und konstruktive mind-sets

Vermutlich muss ich berücksichtigen, dass es sich bei den von mir Befragten natürlich schon um eine soziale Auswahl handelt. Es sind eben zuallererst unternehmerische Menschen. Das betont auch Kai Stolzenberg, Unternehmer und Vorstandskollege im Ehrenamt: „Wenn ich als Mensch nicht von Beginn an eine „gesunde Portion“ über Zuversicht und Optimismus verfüge, bin ich nicht als Unternehmer/ Selbständiger (M/W/D ) geeignet und werde scheitern (Bedenkenträger), denn meine Motivation (die m.E. nach wechselseitig von der Zuversicht genährt wird und sie nährt) muss intrinsischen Ursprung haben.“

Viele haben mir per E-Mail rückgemeldet, dass sie quasi „von Hause“ aus, von ihrer Herkunft, durch Erziehung oder Prägung, bereits über ein konstruktives mind-set oder Lebenseinstellung verfügen. Von einem positiven mind-set „von Hause aus“ schreibt auch mein Kunde Stefan Holtgreife: „Zunächst einmal glaube ich, dass ich durch meine Sozialisation grundsätzlich ein positiv denkender Mensch mit einem gewissen „Gottvertrauen“ bin. Eine Prise Humor und eine gewisse Leichtigkeit schadet im Alltag sicherlich auch nicht.“ Stefan schreibt weiter: „Egal wie prekär die Lage ist, hat man häufig Handlungsoptionen, die es zu finden und auszuformulieren gilt. Nachdem der erste Ärger verflogen ist, lass ich in der Regel solche Themen durch mich durchsickern und beschäftige mich nicht intensiv damit. Durch Ablenkung (Musik, Sport, Gespräche etc.) kommt dann – manchmal auch erst Tage später – eine Idee, wie wir mit einer Problematik bzw. der Aufgabenstellung umgehen und wie wir sie für uns nutzen können. Das erfordert eine gewisse Distanz, Kreativität und wahrscheinlich auch Mut. Dann folgt die konsequente Umsetzung.“

Mein Kollege Bastian Thiebach schrieb in seiner Antwort-E-Mail u.a.:  „Wenn Dir das Wasser bis zum Hals steht, dann ist Kopf hängen lassen die falsche Strategie.“ Für mich ist das übrigens ein gutes Beispiel für Humor… Bastian erläutert, dass diese bildliche Vorstellung ihm helfe, um wieder in eine unternehmerische Haltung zu kommen. Und er betont, dass es auf den eigenen Denkrahmen, auf ein klares Bewusstsein der eigenen Stärken einerseits, aber auch auf einen konstruktiven Umgang mit den eigenen Defiziten ankomme. Für Bastian ist es nach seinen Worten obendrein wichtig, sich immer wieder auf die eigene Vision und Mission zu fokussieren.

Für Bastians GF-Kollegen Philipp Ax ist Mission ebenfalls eine wesentliche Grundlage für Zuversicht und Zutrauen. Seine Mission lautet: Ich bin dafür da, Menschen unterstützend zu begleiten und sie weiterzuentwickeln.“ Und genau diese innere Klarheit bilde für ihn einen Anker, um auch auf Herausforderungen mit Gelassenheit und Zuversicht zu reagieren.

Andreas Steinhübel, ebenfalls Kollege, betont: „Zunächst vertraue ich immer auf das Gute im Menschen, da ich so davon überzeugt bin, dass der Mensch ein kooperatives und kreatives Wesen ist. Nur kommt es nicht immer dazu, diese Seite auch zu zeigen.“

Michael Geist, Kunde und Vorstand einer Jugendhilfeorganisation, hat mir geantwortet: „Im Hinblick darauf die eigene Zuversicht in Anbetracht der weltweiten Krisen nicht zu verlieren, versuche ich mich in regelmäßigen Abständen auf das Wesentliche zu besinnen bzw. zu konzentrieren. Im Führungsalltag bedeutet das für mich, genau hinzuschauen: Welche – auch noch so kleinen –  Dinge entwickeln sich positiv? Wie lassen sich fördernde (Rahmen-) Bedingungen implementieren und wie kann ich im Umgang mit den Mitarbeitenden für eine kooperative und positive Stimmung sorgen.“ Michael weiter in seiner Antwort: „Dabei ist der Blick für mich persönlich auf das nahe Umfeld gerichtet und ich nehme mir auch Zeit für mich und meine Bedürfnisse, um die positive Grundstimmung zu bewahren. Mir helfen kurze Auszeiten bei guter Musik und Meditation, aber auch bei entspannten Naturerlebnissen, um daraus gestärkt den Alltag zu bewältigen.“

Dankbarkeit

Timo Seggelmann, mit dem ich schon seit vielen Jahren zusammenarbeite, will ich im Kontext dieses Clusters, das ich „Dankbarkeit“ nenne, zitieren. Er schreibt: „In meinem Führungsalltag finde ich Zuversicht und Vertrauen, indem ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufe, wie privilegiert ich eigentlich bin. Ich denke darüber nach, wo ich geboren wurde, aufgewachsen bin und welche Erziehung und Bildung ich von verschiedenen Vorbildern genießen durfte. Diese Gedanken zeigen mir, wie gut ich es im Vergleich zu vielen anderen Menschen habe. Das motiviert mich, mein Leben mit Zuversicht und Zutrauen anzugehen. Es erinnert mich daran, dass es angesichts der Chancen, die mir gegeben wurden, meine Aufgabe ist, mein Leben so erfüllt wie möglich zu gestalten.“

Abschalten und Auftanken

Wie oben schon von Stefan Holtgreife erwähnt, ist es manchmal auch ein guter Ansatz, erst einmal innezuhalten, Abstand zu gewinnen.  Joachim Wilharm, Kunde von mir, schreibt: „Mir persönlich geht es weniger darum, Zuversicht (wieder)zufinden, sondern eher ums Abschalten. Ich gehe dann eine Runde Schwimmen oder Laufen und sehe die Sachen danach meist schon entspannter und fasse einen Plan wie ich die Dinge ändere, die mir missfallen.“

Zuversicht und Zutrauen als Betriebssystem

Diese Überschrift macht neugierig, oder? Zu Beginn dieser Podcast-Episode hatte ich erläutert, dass Zuversicht und Zutrauen wichtige Bestandteile einer gelingenden Selbstführung sind. Mein Beraterkollege Ulrich Vogel antwortete mir: „Eine meiner wichtigsten Stützen in diesem Zusammenhang ist der Gedanke an die interne Kontrollüberzeugung – der berühmte Internal Locus of Control. Denn warum sollte es das Universum genau mir recht machen und sich so verhalten, wie es für mich angenehm ist? Ich muss mein Leben und meine Umstände so gestalten, damit es ein gelingendes Leben wird, d.h. ich muss proaktiv sein. Und das ist für mich Zuversicht und Zutrauen in Reinkultur.“ Uli schreibt weiter, dass natürlich immer mal etwas schiefgehen könne, dass aber die Welt grundsätzlich gut sei, sie gebe uns Möglichkeiten. Diese müssten wir nutzen. Uli weiter: „…und daher ist Zuversicht und Zutrauen quasi Grundprogramm, sozusagen das Betriebssystem. Und sind wir mal ehrlich. Wir haben doch tatsächlich eine Menge Talente mitbekommen, die wir dafür einsetzen könnten. Die Erfolgswahrscheinlichkeit ist also hoch. Und vor allem: Was ist die Alternative? Dass wir – passivisch ausgedrückt – gelebt werden. Das kann es ja auch nicht sein!“

Rituale

Um Zuversicht und Zutrauen zu fördern, habe ich von vielen Befragten die Rückmeldung erhalten, dass sie feste Rituale haben. Hier einige Tipps in diesem Kontext:

Meditation

Lisa Paul, bei meinem Kunden zwei.7 u.a. für den Bereich Personal zuständig, schrieb mir: „Mein tägliches Ritual ist die Morgenmeditation mein „positiver check in“ in den Tag. Aber ich sorge auch immer wieder für Inspirationen (Bücher / Podcasts / Fortbildungen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung) etc. und arbeite auch immer mal wieder mit positiven Affirmationen. Noch einmal Andreas Steinhübel: „Mir helfen sehr Healthy Habits. So mache ich seit einem Jahr jeden Tag eine Startmeditation und Fokussiere auf das, was ich heute erreichen will.“
In diesem Zusammenhang empfehle ich auch meine Vier Fragen, um in den Tag zu starten (Podcast-Episode SF110 https://ld21.de/sf110-mit-vier-fragen-fokussiert-in-den-tag-starten/)

Liste der Erfolge

Sie wissen. liebe Hörerinnen und Hörer, dass ich empfehle, mindestens einmal im Jahr sich hinzusetzen und eine Liste der eigenen Erfolge anzulegen. Notieren Sie, was Sie selbst als Erfolg ansehen – das kommt auf die Liste. Diesen praktischen Ansatz verfolgt auch Frank de Groot-Dirks, ein Kunde, mit dem ich seit vielen Jahren arbeite: „Ich fertige mir regelmäßig, ca. 2 bis 3 Mal im Jahr, eine Liste meiner Erfolge. Wir alle kennen das, glaube ich, von uns selber: Wir sind sehr selbstkritisch mit uns und könnten fast überall ein Haar in der Suppe finden. Einzelne Details könnte man immer noch besser erledigen. Bei einer Gegenüberstellung der Dinge, die gut erledigt wurden zu denen, die nicht optimal gelaufen sind, kann ich mich insoweit gut erden, indem ich – eigentlich nicht überraschend – zu dem Ergebnis komme, dass fast alle Ziele erreicht wurden. Diese Erfahrung habe ich sicher nicht exklusiv. Die Ergebnisse sind objektiv regelmäßig besser als ich sie subjektiv einschätze.

Perspektivwechsel

Aus meinem Netzwerk habe ich zahlreiche Hinweise bekommen, dass es immer wieder angeraten ist, Abstand zum Führungsalltag zu gewinnen (vgl. auch die Podcast-Episode SF194 Persönlicher Planungstag, https://ld21.de/sf194-persoenlicher-planungstag/). Stellvertretend nenne ich hier die Rückmeldung meines Beraterkollegens Volker Starr: „Für mich steht Disziplin in dieser Thematik an vorderster Front, auch im Hinblick auf das Einhalten von Ritualen. Ich versuche verstärkt einen Perspektivwechsel vorzunehmen, raus aus der Alltagssprirale, Distanz gewinnen, Entwicklungen versachlichen und einen neuen sachgerechten Blick schärfen. Darüber hinaus werfe ich verstärkt einen Blick auf die Erfolge der Vergangenheit. aber auch darauf , wie ich in der Vergangenheit mit krisenhaften Phasen umgegangen bin und was mir in der Vergangenheit geholfen hat.“

Lesen bildet

Meinen Coaching-Kunden rate ich, zur Stärkung des Mentalen Immunsystems jeden Tag etwas Konstruktives zu lesen. Aus Sicht von Markus Albers, Journalist und Executive Director in der Agentur C3, sind dies vor allem die Stoiker: „Zu diesem Thema [also Zuversicht und Zutrauen, BB] könnte ich beitragen, dass ich gerade Seneca lese, denn die Stoiker sind ja derzeit wieder einigermaßen en vogue, und ich glaube, aus gutem Grund. Da finden sich verschiedene für mich hilfreiche Sichtweisen, die Seneca in diesem Ziel beschreibt: Vollständige Sorglosigkeit und eine unerschütterliche Zuversicht sind das Wesentliche eines glücklichen Lebens.  Der Weg dahin, sagen die Stoiker, und das finde ich hilfreich: Konzentriere dich auf das, was du kontrollieren kannst und ignoriere den Rest.“
„Lesen bildet“ habe ich diesen Tipp überschrieben. In meinem monatlichen newsletter (https://ld21.de/newsletter-abo/) nenne ich übrigens immer meine aktuellen Leseempfehlungen.

 


Angebot

Coaching

Sollten Sie feststellen, dass Ihnen Zuversicht und Zutrauen abhanden gekommen sind, dann checken Sie sich, ob Sie externe Unterstützung benötigen. Als Begleiter von Führungskräften der ersten Ebene nehme ich pro Jahr eine begrenzte Zahl an neuen Kunden auf. Melden Sie sich gerne, wenn ich Sie als Executive Coach unterstützen soll.

Vorträge

Ich will an dieser Stelle auch darauf hinweisen, dass ich für das Thema Zuversicht und Zutrauen auch als keynote speaker zur Verfügung stehe – auf Deutsch und auf Englisch (an meinem Spanisch arbeite ich noch).

Persönlicher Planungstag mit meiner Unterstützung

Hier ist der link zur deutschen Infoseite: Persönlicher Planungstag

Und hier ist der link zur englischen Infoseite: Personal Planning Day


Musik im Vor- und Nachspann
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SF182 Platz schaffen für das Wesentliche – drei Anregungen

 


Den Wandel zum Wesentlichen erleichtern

In der Episode SF180 „Wandel zum Wesentlichen – Rezept mit 4 + 1 ausgewählten Zutaten“ hatte ich bereits praktische Tipps gegeben, mit denen Sie sich leichter auf das Eigentliche konzentrieren können. Das erste Quartal dieses Jahres ist bereits wieder vorbei und dies kann ein guter Zeitpunkt sein, noch einmal an die Vorsätze für 2023 zu erinnern. Wie steht es bei Ihnen – was ist bereits gelungen, was steht noch an? Mit dieser Solo-Episode will ich mich konkret der Frage widmen, wie wir uns den Weg zum Wesentlichen erleichtern können – indem wir Platz schaffen. In dieser Episode gebe ich Ihnen drei Anregungen, um sich den Wandel zum Wesentlichen zu erleichtern. Ich starte mit einem aktuellen eigenen Erlebnis und dann liefere ich die drei Ansätze.

 


Aktuelles Erlebnis: Meine Große Aufräumaktion 

Seit gut fünf Jahren habe ich mit zwei Kollegen eine große Halle gemietet. Dort konnte ich mich bisher meinem Hobby, dem Schrauben an Oldtimern, widmen. Die Halle und deren Nebenräume waren groß genug, dass sich auch diverse Werkzeuge, Ersatzteile, Öle, Schmiermittel und so fort ansammeln konnten. Hörerinnen und Hörer, die ähnliche Hobbies haben, können sich jetzt ein Bild machen. Immer wieder gab es Schnäppchen, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Und so hatte sich eine Menge angesammelt, mehr, als ich absehbar nutzen konnte. Wie immer war es einfach, Neues anzuschaffen. Ähnlich wie bei Amazon: meist genügt ein Click und das Ding ist meins, mit allen Folgen.
Vor einigen Wochen bekamen wir die Kündigung der Halle, verbunden mit dem Angebot, zur gut 2,5-fachen Miete in einen neuen Vertrag einzusteigen. Bei mir löste das weder Panik noch Frustration aus, wie Sie, liebe Hörerinnen und Hörer jetzt vielleicht denken mögen. Im Gegenteil. Ich hatte schon länger vor, mich wesentlich kleiner zu setzen innerhalb der Halle, aber irgendwie zog sich alles hin und damit blieb die Situation wie sie war. Zum Jahresanfang hatte ich mir übrigens das Quartalsziel gesetzt, nun endlich meinen Platz aktiv zu verkleinern. Und jetzt kam die Kündigung, exakt passend.
Wie war meine Reaktion denn nun? Ich fühle mich erleichtert. Jetzt galt es zu überlegen, wie die Halle innerhalb der gesetzten Frist zu räumen war. Ich konnte die Kündigung spontan reframen, auf meine Art nutzen – nämlich als Wink des Universums, jetzt alles radikal aufzuräumen. Ich startete mit zahlreichenE-Mails und Telefonaten mit Freunden und Bekannten um anzuzeigen, dass ich meine Sachen verkaufen wollte.
Ich will Sie hier nicht mit Details überfordern. Nachdem ein paar Tage keine Resonanz auf meine E-Mails aus meinem Netzwerk kam, ging es dann auf einmal ganz schnell: Im Moment, in dem ich diese Podcast-Episode hier aufnehme, habe ich bereits einen Großteil des Werkzeugs sowie alle Ersatzteile bereits an Oldtimer-Freunde verkauft und vieles schon ausgeräumt.
Auf die besorgten Fragen, ob ich nicht die Auflösung bedauere, kann ich immer nur antworten: ich fühle mich erleichtert. Es ist, als ob eine sehr gute und wichtige Phase zu Ende geht. Jetzt habe ich Platz geschaffen, damit etwas Neues ggf. diesen Frei-Raum nutzen kann. Oder der Frei-Raum bleibt erst einmal leer, auch gut.


Drei Anregungen

Diese Erfahrung bringt mich zu drei Anregungen, die ich Ihnen empfehle, um Platz für das Wesentliche schaffen können. Dazu gibt von mir natürlich wie nahezu immer mit den Hinweis, dass diese Anregungen in meinem Kontext funktionieren, Sie selbst aber zu anderen oder weiteren Ansätzen greifen werden – nur zu!

Ansatz Nr. 1  Aufräumen

Nun, Sie werden vielleicht die Ansätze von Marie Kondo kennen, die ich hier mal verkürzend als „Aufräum-Expertin“ nennen will. Ihr Werk „Das große Magic Cleaning Buch“ trägt den Untertitel: „Über das Glück des Aufräumens.“ Dieses besondere Gefühl stellt sich tatsächlich häufig ein, wenn wir Garagen, Dachböden oder Keller ausmisten. Wobei – es ist ja nicht immer Mist, den es zu entsorgen gilt. Dazu Marie Kondo: „Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Sie nicht etwa die Dinge aussuchen, die wegsollen, sondern diejenigen, die Sie behalten möchten. Behalten Sie nur das zurück, was ein Glücksgefühl in Ihnen auslöst. Und während Sie alles aussortieren, bei dem das nicht so ist, vergessen Sie nicht, sich bei diesen Dingen zu bedanken, bevor Sie Lebewohl sagen.“ (ebenda, S. 20)
Viel will ich nicht hinzufügen. Mir selbst ist es bei der oben geschilderten Aufräumaktion so gegangen, wie die Expertin schreibt. Überlegen Sie doch für sich, wann Sie das letzte Mal Ordnung geschaffen und was Sie dabei empfunden haben.

Ansatz Nr. 2  Nicht-Kaufen

Meine jüngsten Erfahrungen bestätigen mir, dass es ein Ungleichgewicht zwischen dem Anschaffen und dem Loswerden gibt. Wie oben erwähnt: bei Amazon genügt ein Click, und das Ding gehört mir, am Besten mit 24-Stunden Lieferservice.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine Marktlücke gibt: die One-Click-Entsorgung. Also eine Dienstleistung, die mir ein Ding abnimmt und dafür sorgt, dass es wiederverwendet oder wiederverwertet wird.
Noch besser als eine Verwertung ist der Nicht-Kauf. Zumindest bei mir ist es häufig mal so, dass der Kauf deshalb erfolgt, weil mir der Vorgang Freude bereitet – und die Lieferung einen weiteren Anlass zur Freude bietet. Klar, ich rationalisiere es mir so hin, dass ich den Gegenstand unbedingt brauche. Mit Abstand betrachtet bereitet mir nur ein Bruchteil der gekauften Sachen eine nachhaltige Freude oder einen nachhaltigen Nutzen. Bei meiner jüngsten Aufräumaktion ist mir aufgefallen, dass ich Werkzeuge doppelt gekauft hatte – das erste Exemplar war jeweils in Vergessenheit geraden oder unauffindbar.Wenn ich mir den Aufwand, den ich mit der Räumung meiner Schrauber-Halle habe, vor Augen halte, dann erleichtert es mir das Nein-Sagen.
Überlegen Sie ob es auch für Sie eine passende Regel sein kann, vor jeder Bestellung noch einmal eine Nacht darüber zu schlafen. Statt einer One-Click-Bestellung benötige ich eher einen 10-Click-Bestellvorgang, der mir nochmal Zeit zum Nachdenken gibt.

Ansatz Nr. 3  Die übergeordneten Ziele

Aufräumen und Nicht-Kaufen – das braucht auch Disziplin und Selbstmotivation. Die Ansätze werden bei Ihnen vielleicht die größte Wirkung erzeugen, wenn Sie sich Ihre übergeordneten Ziele vor Augen halten, das ist mein Ansatz Nr. 3. Was meine ich damit?
Bei mir war es ein aktualisiertes, klares Bild, das ich von meiner Zukunft entworfen habe. Darin spielte die oben erwähnte Schrauber-Halle keine Rolle mehr. Im Gegenteil, ich musste sie auflösen, weil sie meinen anderen zukünftigen Aktivitäten im Weg stand, sie mindestens erschwerte. „Wandel zum Wesentlichen“ heißt für mich, dass ich dieses Wesentliche oder Eigentliche Wirklichkeit werden lassen will und mir dies konkret vorstelle.
Für diese persönliche Visionsarbeit nutze ich meine analogen und digitalen Notizen, mache Fotos und sammle derart meine Einfälle. Wenn der Zeitpunkt reif ist, dann nutze ich dieses Material und verdichte es zu einem für mich attraktiven Zukunftsbild. Dieses aktualisiere ich periodisch, denn meine Umwelt und ich selbst unterliegen einem stetigen Wandel.
Hilfreich ist für mich auch die jährliche Übung, die Faktoren für Well-Being für mich zu benennen. In der Podcast-Episode SF138 „Indikatoren für ein gutes Leben“ gehe ich darauf näher ein (https://ld21.de/sf138-indikatoren-gutes-leben/, August 2020).
Um Klarheit hinsichtlich Ihrer Vision und der langfristigen Ziele zu gewinnen, können Sie als Zwischenschritt auch ein Blatt Papier mit einem Strich in der Mitte teilen, links hinschreiben „Ich will“ und rechts auflisten „Ich will nicht“. Erneut erinnere ich in diesem Zusammenhang an einen Leitsatz von Greg McKeown „Wenn es kein klares JA ist, ist es ein klaren NEIN.“


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SF175 Führungsaufgaben im Wandel – Update-Interview mit Uwe Schneidewind

 


Führung: Den Wandel meistern, jetzt als Oberbürgermeister

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung  zählte 2019 Uwe Schneidewind zu den einflussreichsten Ökonomen in Deutschland. Bereits ein Jahr zuvor, in der Podcast-Episode SF94 „Transformation – persönlich und unternehmerisch“ (https://ld21.de/sf94-transformation-schneidewind/), hatte ich ihn interviewt. Damals war er noch Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie und lehrte zudem als Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Seither ist vieles geschehen, er wurde im November 2020 Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. Wir waren uns einig, dass es jetzt an der Zeit für ein Update ist.
Wenn ich auf unseren Dialog im November 2018 zurückgehe, dann haben wir damals u.a. über sein Buch „Die große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“ gesprochen. Welche Erfahrung hat er gemacht bei diesem Aufgaben- und Rollenwechsel hin zum Oberbürgermeister? Wie steht es um die „Transformation“, auch bei ihm ganz persönlich? Freuen Sie sich auf einen sehr offenen Dialog!

 


Inhalte unseres Gesprächs:

Wir sprechen u.a. über folgende Themen:

      • wie heute sein Verständnis von „Transformation“ ist und wo wir, speziell in Deutschland stehen
      • seine Reise vom Präsident des Wuppertal Instituts durch den Wahlkampf und dann in die neue Aufgabe als Oberbürgermeister von Wuppertal
      • Werte wie Empathie, Resonanz, Demut und Dankbarkeit
      • wie er immer wieder Kraft schöpft
      • wie Führung im Wandel gelingt
      • seine Tipps aus der Praxis, wie wir als Führungskräfte und führende Kräfte mit Veränderung umgehen können
      • Ausblick auf die weiteren Aktivitäten

Links:

Uwe Schneidewind auf der Wuppertal-Homepage

Das Buch: Die Große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels

Verlagsseite

 


Musik im Vor- und Nachspann
by Joakim Karud http://soundcloud.com/joakimkarud


 

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SF174 Mentale Stärke aufbauen

 


Mentale Stärke aufbauen – ein Fitnessprogramm

Wie ist es bei Ihnen, liebe Hörerin oder lieber Hörer: Wie reagieren Sie in Extremsituationen? Was tun Sie, wenn es brennt? Besitzen Sie ausreichende mentale Stärken? In extrem brenzligen Situationen kommt es auf eine Vielzahl von Fähigkeiten an – u.a. darum, die Ruhe zu bewahren.
Das gilt nicht nur für Feuerwehrleute, davon sind Rica Bredthauer und Rafael Wilamowski überzeugt. Beide sind Gründer von recreact, einem virtuellen Fitness-Studio, das sich vor allem auf das Training der mentalen Stärken fokussiert. Wenn ich heute mit Rica und Rafael spreche, dann setze ich Themen aus bisherigen Podcasts fort. Falls Sie diese noch nicht gehört haben: besonders die Podcast-Folgen SF166 (Mentales Immunsystem) und SF149 (Super-Resilienz) passen sehr gut in diesen Kontext.
Im Vorgespräch mit den beiden Gründern habe ich erfahren, dass unsere Konzepte und Haltungen sehr dicht beieinander liegen. Die recreact-Gründer laden auf ihrer Internet- Startseite dazu ein, im „Fitnessstudio für mentale Stärke zu trainieren“. Und auf der Unterseite „Wer wir sind“ nennen sie als Ziel: „Psychologie alltäglich machen und mentales Wohlbefinden in die Mitte der Gesellschaft rücken.“ Darüber will ich im Gespräch mehr erfahren.


Bonus für die Hörerinnen und Hörer dieses Podcasts: Teilnahme an einem Kurs

Rica Bredthauer und Rafael Wilamowski haben sich etwas Besonderes für Sie, liebe Hörerinnen und Hörer einfallen lassen.

  1. Gehen Sie auf die Internetseite von recreact
  2. scrollen Sie runter und klicken Sie auf „Los geht’s!“
  3. registrieren Sie sich kurz
  4. geben Sie dann den Code ld21 ein (kleines „l“ wie Ludwig…)

und schon können Sie einen ausgewählten Kurs testen.

 


Inhalte unseres Gesprächs:

Wir sprechen u.a. über folgende Themen:

      • wie die beiden Gründer ihr Ziel, Wohlbefinden in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, praktisch erreichen wollen
      • welche Erfahrungen sie bereits gemacht haben, z.B. mit Einsatzkräften der Feuerwehr
      • was davon auch auf Führungskräfte im Allgemeinen übertragbar ist
      • mit welchen Trainingsbausteinen sie konkret arbeiten
      • die wissenschaftlichen Grundlagen des Angebots
      • was sie von anderen Angeboten unterscheidet
      • warum sie derzeit auch für Investoren interessant sind
      • praktische Tipps für mentale Stärke
      • Ausblick auf die weiteren Aktivitäten

Und beide erläutern eine kleine Übung für Gelassenheit und Konzentration für Ihren Alltag, liebe Hörerinnen und Hörer!

 


Links:

Bonus speziell für die Hörerinnen und Hörer dieses Podcasts:

  1. Gehen Sie auf die Internetseite von recreact
  2. scrollen Sie runter und klicken Sie auf „Los geht’s!“
  3. registrieren Sie sich kurz
  4. geben Sie dann den Code ld21 ein (kleines „l“ wie Ludwig…)

Homepage von recreact

 


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SF169 Gereiztheit und Gelassenheit – Update mit Oliver Leisse

 


Was können wir gegen Gereiztheit tun?

Sind Sie auch schon in den Abgründen von Zeitungsforen verloren gegangen? Haben Sie sich auch gefragt, wie Sie sich gegen die Aufgeregtheit immunisieren und mehr Gelassenheit entwickeln können? In dieser Episode spreche ich mal wieder mit dem Zukunftsforscher und Freund Oliver Leisse. Wir erörtern u.a., was wir gegen Gereiztheit tun können. Auch diese Episode nutzen wir wieder für unsere beiden Podcast-Kanäle („So geht Zukunft“ von Oliver, „Selbstführung und Leadership Development“ von mir). Das vorletzte Update mit ihm war übrigens die Episode SF156 „Die Zukunft gestalten“ und das letzte im vergangenen Dezember SF163 „Umgang mit Unsicherheit“ .


Inhalte

Wir sprechen unter anderem über:

  • Fehlende Toleranz
  • die Wirkungen von Massenmedien
  • das Thema „Gereiztheit“ ist schon älter
  • einige Buchtipps
  • Frustrationstoleranz aufbauen
  • „Ballerspiele“
  • persönliche Strategien für mehr Gelassenheit

Wir sprechen auch über Methoden zur Selbstführung:


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SF168 Wo bleibt meine Zeit? Fünf aktuelle Tipps zu einem souveränen Umgang mit Zeit

 


Wo bleibt meine Zeit? Tipps und zahlreiche links zur Vertiefung

Kennen Sie das: Sie verlassen den Arbeitsplatz, fahren nach Hause und fragen sich, wo eigentlich die Zeit an diesem Tag geblieben ist. Und dieses Phänomen wiederholt sich fast jeden Tag bei Ihnen. Peter Drucker hat bereits in den 1960er Jahren in seinem Bestseller „The Effektive Executive“ einige wesentliche Fragen im Kontext von Selbstführung gestellt, u.a. die Frage: Wo bleibt Deine Zeit? Heute will ich mich mal wieder diesem Thema widmen.

In dieser kompakten Solo-Podcast-Episode gebe ich Ihnen einige Anregungen, um mehr Zeitsouveränität zu bekommen. Bei der Recherche ist mir wieder einmal klar geworden, wie viele Podcast-Episoden direkt oder indirekt mit dieser Thematik zu tun haben. Daher erlaube ich mir, Ihnen neben konkreten Tipps auch Hinweise zur Vertiefung mittels ausgewählter Episoden zu geben. Hier können Sie fast den kompletten Text dieser Episode nachlesen. So ist es für Sie einfacher, auf die zahlreichen links zu klicken.

Ich verweise an dieser Stelle ganz besonders auf die beiden Podcast-Interviews mit dem Zeit-Experten Jonas Geissler, SF151 „Wie erreichen wir Zeitwohlstand?“ (https://ld21.de/sf151-zeitwohlstand-jonas-geissler/) vom April 2021 und SF63 „Time is Honey“ (https://ld21.de/sf63-time-is-honey/) vom September 2017.

 


Fünf Tipps

Tipp Nr. 1: Stunden erfassen

In meinen Seminaren zu Selbstführung stelle ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Beginn gerne die Aufgabe, einen Stundenplan zu erstellen. Konkret: 

Jede/r TN wählt eine für sie/ihn typische Arbeitswoche aus und skizziert für sich in Form eines 7-Tage-Stundenplans (wie früher in der Schule), wohin die persönliche Zeit geht. Also z.B.

– Gespräche mit Kollegen, Kunden o.ä..
– Gespräche mit Lieferanten
– Verwaltungstätigkeiten
– etc.

Bitte auch private Tätigkeiten im Stundenplan notieren, wie z.B.

– Kinder zur Kita bringen
– Sport
– regelmäßige Tätigkeiten
– etc.

Danach steige ich in das Thema Selbstführung ein und kläre erst einmal das Verständnis von Selbstführung, schlage meine Definition vor. Sie kennen es bereits, hier zur Vertiefung:

Selbstführung umfasst Einstellungen und Methoden zur zielgerichteten Führung der eigenen Person. Selbstführung basiert wesentlich auf Selbsterkenntnis, Selbstverantwortung und Selbststeuerung. 

Anschließend gehe ich dann zum Modell der Sieben Felder über und erläutere jedes einzelne davon. Spätestens wenn wir beim fünften Feld, also Prozesse und Strukturen, angekommen sind und ich in diesem Kontext die Frage nach den persönlichen Hauptaufgaben (Wofür werden Sie EIGENTLICH bezahlt?) stelle, dann lasse ich die TN ihre Stundenpläne wieder herausholen.

Und siehe da: die Meisten sind immer beschäftigt, aber sowohl die Hauptaufgaben, als auch die Zeit für Hobbies, Sport, Erholung kommen zu kurz.

Statt dessen erkennen viele, dass sie quasi gearbeitet werden bzw. sich als Mikromanager betätigen..

Daher an dieser Stelle mein Tipp Nr. 1: Schreiben Sie periodisch auf, wo Ihre Zeit bleibt. Seinen Sie genau und detailliert. Nutzen Sie die Anleitung von vorhin (siehe Shownotes), um einen Stundenplan zu erstellen.

 

Tipp Nr. 2: Mein Beitrag zum Unternehmen

Um mehr Zeitsouveränität zu erlangen, soll und will ich mich auf meine eigentlichen Aufgaben, also die Hauptaufgaben, fokussieren. Aber habe ich eine klare Vorstellung davon, wie mein Beitrag zum Unternehmen lautet? 

Dies ist eine weitere Frage, die ich bei Peter Drucker in dem oben genannten Buch gefunden habe. Ich kann sie auch anders formulieren: Wofür werde ich eigentlich bezahlt? 

Gerne unterscheide ich in diesem Zusammenhang auch zwischen „am Unternehmen“ und „im Unternehmen“ arbeiten. Das meint: Investiere ich als Geschäftsführer oder als Vorständin einen ausreichenden Teil meiner Zeit, um mich der Strategie zu widmen, Trends zu beobachten, Szenarien zu skizzieren? Oder aber bin ich in Details verliebt, bin mein bester Facharbeiter und widme mich dem Mikromanagement…?

Nichts gegen „Shopfloor-Orientierung“ und das Management by walking around. Aber seien Sie ehrlich zu sich selbst. Was ist mein Beitrag zum Unternehmen und inwieweit fokussiere ich mich darauf, diesen zu leisten?

Daher mein Tipp: Nehmen Sie sich Eigenzeit und notieren Sie für sich, wo Ihr Beitrag als Führungskraft liegt. 

 

Tipp Nr. 3: Persönliche Planungsklausur

Regelmäßige Hörerinnen und Hörer meines Podcasts kennen natürlich meinen Tipp, sich mindestens einmal im Jahr zu einer strukturierten Planungssession zurückzuziehen, bereits. Hören Sie dazu ggf. erneut die Episode SF143 „Jährliches Planungsritual in einfachen Schritten“ (https://ld21.de/sf143-jaehrliches-planungsritual-in-einfachen-schritten/). Darin stelle ich Ihnen folgende Bestandteile meines Planungsrituals vor:

  • Rückblick / Würdigung: Liste der Erfolge, Ziele-Check
  • Innehalten: Weiter so? Oder ist es Zeit für Veränderungen? Was würde Ihr 85jähriges Ich Ihnen raten?
  • Vierung: Weiter machen, anders machen, neu machen, nicht mehr machen
  • Ziele: Mission rekapitulieren, Vision checken, Bedingungen für meine Zufriedenheit, Zielsystem noch passend?
  • Motto für das kommende Jahr festlegen
  • Nachfassen mit geeigneten Ritualen

Nehmen Sie den oben empfohlenen Stundenplan spätestens dann in die Hand, wenn Sie sich zu Ihrer Persönlichen Planungsklausur zurück ziehen.

 

Tipp Nr. 4: Muße

Ich hatte in der Episode SF166 „Mentales Immunsystem stärken“  (https://ld21.de/sf166-mentales-immunsystem-staerken/) bereits den Tipp gegeben: „Sorgen Sie für sich durch die Kombination von Licht, Bewegung und Muße“.

Bei dem durch Social Media und andere Plattformen angeheizten Trend zur „Selbstoptimierung“ geht es im schlimmsten Fall um die optimale Ausbeutung der eigenen Ressourcen. Aber in wessen Sinne ist das?

Als verantwortungsvolle unternehmerische Menschen geht es uns vermutlich doch eher darum, unsere Talente zu erkennen, einen sinnvollen Beitrag zum Universum zu liefern und unsere Kräfte achtsam und wirksam einzusetzen. 

Dazu benötigen wir auch Muße- und Regenerationszeiten. Aus diesem Grund hatte ich die Podcast-Episode SF167 „Achtsamkeit und Fotografie – Warum Führungskräfte ein Hobby brauchen“ veröffentlicht (https://ld21.de/sf167-achtsamkeit-und-fotografie/).

 

Tipp Nr. 5 (Sondertipp): Zeitmanagement im Homeoffice

Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, für den Büroausstatter pro office ein Interview zum Thema Hybrides Arbeiten geben zu können (https://www.prooffice.de/artikel/im-interview-mit-burkhard-bensmann.html). Darin hatte ich u.a. angemerkt, dass Führungskräfte auch zum Führen unter den Bedingungen des Homeoffice in der Lage sein müssen.

Hier zitiere ich mich ausnahmsweise mal selbst: Wenn ich über längere Zeiträume vom normalen Bürokontext abgekoppelt werde, fallen mir zahlreiche soziale Aspekte des Büros erst auf. Viele [Führungskräfte] haben berichtet, dass sie sich endlich wieder auf „deep work“ fokussieren und Ihr Arbeitspensum in kürzerer Zeit erfüllen konnten. Andererseits haben Führungskräfte und Mitarbeitende an sich selbst beobachtet, dass sie regelrecht vereinsamen. Wir brauchen für neue „fließende“ Modelle der Arbeit daher neue Rituale des sozialen Umgangs, die in Grenzen auch digital funktionieren. Das können z.B. Achtsamkeitsmomente und bewegte Pausen in Video-Konferenzen sein.“ Soweit der Auszug aus meinem Interview mit pro office.

Sorgen Sie als Führungskraft im Homeoffice für sich selbst. Setzen Sie zeitliche Grenzen für die Arbeit, koppeln Sie sich vom Heimarbeitsplatz ab, indem Sie – wie schon im Tipp 4 oben genannt, Licht, Bewegung und Muße kombinieren bei einem längeren Spaziergang (ohne Smartphone). 

Ausdrücklich empfehle ich an dieser Stelle auch meine Podcast-Episode SF159 „Hybrider Arbeitsplatz – Tipps von Steelcase“  (https://ld21.de/sf159-hybrider-arbeitsplatz-tipps-von-steelcase/) mit weiteren sehr handfesten Hinweisen.

 


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SF167 Achtsamkeit und Fotografie – warum Führungskräfte Hobbies brauchen

 


Achtsamkeit und Hobbies: Beispiel Fotografie

Sie gehören sicher auch zu denjenigen, die im Beruf sehr engagiert sind und im Zweifel auch die sprichwörtliche „Extra-Meile“ gehen. Kommt es dabei häufiger vor, dass Sie sich ausgelaugt fühlen, nicht mehr gut schlafen und irgendwie unzufrieden sind? Ist aus einer anfänglichen Begeisterung für Ihre Arbeit nunmehr „Leidenschaft“ im Wortsinne geworden? Dann sollten Sie sich ein passendes Hobby zulegen! Wie steht es mit Fotografie, um sich kreativ mit der Welt zu beschäftigen?

Zu meiner eigenen Entspannung lese ich auch fachfremde Publikationen und finde in meiner Readly-App zahlreiche Magazine, in die ich tief eintauche. Zu meinen Favoriten zählen Architekturzeitschriften und, sie wissen als treue Hörerinnen und Hörer davon, Zeitschriften über Oldtimer. Jüngst habe ich das Cover der Februar-Ausgabe des englischen Journals Amateur Photographer gelesen. Und der Titel hat mich komplett überrascht, der Aufmacher lautete:

The Healing Camera, direkt übersetzt: Die heilende Camera.

Natürlich habe ich das Magazin sofort von hinten nach vorne durchgelesen. Darin ist insbesondere der Leitartikel im Kontext von Selbstführung von zentraler Bedeutung. Und deshalb zitiere ich im folgenden daraus. Schon jetzt nehme ich einen Teil meiner Erkenntnisse vorweg: Fotografie kann ein Hobby sein, dass uns zur Ruhe kommen lässt, unsere Achtsamkeit fördert und solche Seiten in uns entwickelt, die im Arbeitsalltag zu kurz kommen können.

 


Die Kunst der bewussten Wahrnehmung

Lassen Sie uns durch den Leitartikel in Amateur Photographer, geschrieben von Tracy Calder, durchstreifen. Schon der Titel macht klar worum es geht: The Art Of Awareness, hier zu übersetzen etwa: Die Kunst der Wahrnehmung, oder, genauer: Die Kunst der bewussten Wahrnehmung.

Die Autorin startet mit dem Begriff der Achtsamkeit (mindfulness) und schlägt vor, ihn wie folgt zu verstehen: „Achtsamkeit ist eher eine Seinsweise als ein Ziel oder etwas, das verdient oder erlangt werden muss. In der Tat, wenn Sie es verdichten, bedeutet es wirklich nur, auf das Hier und Jetzt zu achten, ohne sich von Gedanken, Gefühlen oder Emotionen ablenken zu lassen.“ Und sie fährt fort: „Es geht darum, anzuerkennen, was um einen herum und in einem selbst vorgeht, ohne zu urteilen oder sich in Geschichten zu verstricken.“ Übrigens sind alle Übersetzungen aus dem englischen Original von mir.

Viele Künstler wie z.B. Landschaftsfotografen, würden, so Tracy Calder, von sich behaupten, bereits achtsam zu sein. Aber auch sie unterlägen der Gefahr, das das „monkey mind“ bei Ihnen überhand nimmt. Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, kennen den Begriff „monkey mind“ vielleicht schon: unsere Aufmerksamkeit ist wie ein Äffchen, dass von Ast zu Ast klettert, mal hierhin, mal dahin, je nachdem, wo gerade der nächste Reiz lauert. Die Autorin dazu: „Dieses monkey mind liebt nichts mehr, als Lärm zu erzeugen: Gedanken, Gefühle und Emotionen, die wenig Nutzen oder echten Wert haben. Dieser unaufhörliche Lärm begleitet uns von dem Moment an, in dem wir aufwachen, bis zu dem Moment, in dem wir einschlafen.“

Hier ist nicht genug Zeit, um alle lesenswerten Aspekte dieses Artikels wieder zu geben. Aber ich will Ihnen die Schlussworte nennen und mich dann den konkreten Tipps des Leitartikels widmen.
Tracy Calder schließt mit den Sätzen: „Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass die Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment, ohne sich von Gedanken, Gefühlen und Emotionen ablenken zu lassen, zu einem ruhigen Geist und mehr Freiraum führt. Und wenn Lücken in den Wolken auftauchen, werden Sie feststellen, dass Ideen, Wahrnehmungen und Erkenntnisse wie Sonnenstrahlen durchbrechen.“ 

 


Kleine Meditationen – nicht nur für Fotografierende

Hier einige der Tipps aus dem Artikel, die wie kleine Meditationen sind. Sie passen sicher auch auf Sie, liebe Hörerin oder lieber Hörer, und zwar egal ob Sie fotografieren oder ein anderes Hobby pflegen.

Consider connection, was wir mit „betrachte oder erkenne die Verbindung“ übersetzen können
Für die Fotografen nennt der Artikel den Tipp: „… nehmen Sie ein Bild auf, das die gegenseitige Abhängigkeit [oder Verknüpfung] der Lebewesen zeigt, das kann das Foto eines Baums sein. In meinem Modell der Sieben Felder ist es das zweite, nämlich „Körper, Seele, Geist“ thematisiere auch diese Art einer pragmatischen Spiritualität: Viele von uns gehen in die Natur und verspüren das Gefühl der Verbundenheit.

Enjoy imperfection, also genieße das Nicht-Perfekte
Der Artikel nennt ein Beispiel: „Es bedeutet, den Riss in einer Vase zu bemerken und die traditionellen Ansichten darüber, was schön ist, ignorieren.“  Auch eine feine Meditation, vor allem für diejenigen, bei denen der eigene Hang zum Perfektionismus zur Selbstsabotage führt.

Move past boredom, also ungefähr: Überwinde die Langeweile
Für den Fotografen heißt das, Zitat, Versetzen Sie sich in die Denkweise eines Anfangenden und stellen Sie sich vor, dass Sie dem gewählten Objekt (oder der Erfahrung) zum ersten Mal begegnen,“ Zitat Ende. Egal, ob Sie fotografieren oder nicht: diese Haltung können Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sicher auch praktizieren.

Welcome transience, ich übersetze es hier so: Begrüße die Vergänglichkeit
Der Artikel behandelt zwar das Thema „achtsame Fotografie“, aber auch diese Einladung, also die Vergänglichkeit willkommen zu heißen, gilt sicher auch darüber hinaus. Dem Fotografen wird geraten: „Finden Sie etwas, das sich offensichtlich verändert, und nutzen Sie Ihre Fähigkeiten, um seine Metamorphose zu feiern“ oder: zu würdigen, wie ich anfügen möchte.

Study light, also Studiere das Licht oder Nehme das Licht wahr
„Die Aufmerksamkeit für das Licht kann die Grundlage für eine wunderbare Meditation sein,“ so heißt es in dem Artikel. Vermutlich haben Sie alle schon einmal durch den Sucher einer Kamera oder auf den Bildschirm eines Smartphones geschaut, und dabei versucht, eine reizvolle Kombination zu kreieren, bei der Licht und Schatten eine reizvolle Kombination eingingen. Darüber hinaus: wir wissen, wie wichtig für unsere mentales Immunsystem die tägliche Dosis Tageslicht ist. Verbinden Sie dies doch zu einem achtsamen täglichen Entdeckungsspaziergang.

——

Dies sind die von mir aus dem Artikel ausgewählten Anregungen zu kleinen Meditationen. Vielleicht hat die Eine oder der Andere unter Ihnen jetzt Lust bekommen, die leicht angestaubte Kamera wieder heraus zu holen. Probieren sie die Tipps gerne in der Praxis aus.

 


Faking Up Plymouth 1983/2008 (©Burkhard Bensmann)

Meine eigene Erfahrung mit Fotografie – eine Ermutigung

Bei meinen nunmehr 167 Podcast-Episoden habe ich fast ausschließlich Fotos verwendet, die ich selber geschossen habe. Das ist mir ein wichtiges Anliegen. Ich will keine Stockfotos nutzen, sondern ich wähle ganz bewusst meine eigenen. Als ich vor einigen Jahren meine persönliche Vision mal wieder aktualisierte, habe ich dazu ein Bild ausgewählt, das meine Frau von mir gemacht hatte. Es zeigt mich, mit Kamera auf einem Stativ, an der Südwestküste von Lanzarote. Dieses Bild fasst für mich viele Aspekte zusammen: 

  • sich Vertiefen in einen kreativen Akt – mit der Kamera starke und anregende Fotos und Videos schießen
  • sich Wohlfühlen an an besonderen Ort – hier: Felsen, Wellen, Sonne, der Geruch des Meeres usf.
  • sich Einlassen auf die Situation – hier: ich kann nicht alles planen, aber offen sein für die Gelegenheiten
  • zu vertrauen, dass die richtigen Ergebnisse entstehen – hier: dankbar sein für die Spektakel von Wind und Wellen

Fotografie spielt für mich seit meiner Jugend eine Rolle. Es war immer der Bereich des eigenen kreativen Ausdrucks, bei dem es mir nicht auf potenzielle Betrachter der fertigen Bilder ankam. Es war vielmehr das aufgehen in einer Absichtslosigkeit, die zu neuen und andersartigen Ergebnissen geführt hat. Als ich 2019 einen runden Geburtstag mit Freunden, Kunden und Familie in meiner eigenen Oldtimer-Schrauber-Werkstatt feierte, habe ich ausgewählte Foto- und Filmarbeiten und Installationen aus vierzig Jahren gezeigt und freute mich über die Resonanz. Ich will nicht verschweigen, dass ich auch Beiträge zu Ausstellungen liefern konnte, u.a. zu einer Übersichtsausstellung 150 Jahre Fotografie im Sprengel Museum Hannover oder im Goethe Institut in Paris.

Aber, wie gesagt, für mich ist diese ästhetische Auseinandersetzung zunächst ohne Absicht, die Resultate jemand zu zeigen. Und damit versuche ich offen zu bleiben und mich gar nicht selbst zu zensieren. Umso leichter kann ich immer wieder mit einer Kamera die Welt entdecken… Ich illustriere diese Podcast-Episode – siehe Shownotes – mit zwei Fotoarbeiten von mir, die ich speziell auswähle: 

Es ist eine Arbeit von 1983 (siehe oben), die ich seinerzeit in Plymouth, England, mit einer historischen 6 x 9 cm Balgen-Kamera aufgenommen habe und 25 Jahre später digital bearbeitet habe. Und ein aktuelles Panorama, das ich jüngst auf Lanzarote, meiner alternativen Heimat, aufgenommen habe.

Panorama LZ 2021 (©Burkhard Bensmann)

Dies als kurzer Einblick in meine fotografische Praxis, der Sie natürlich ermutigen soll, Ihren eigenen Weg zu gehen. Ob es nun die meditative oder ästhetische Auseinandersetzung mit der Welt via Kamera ist oder ob ein anderes Hobby besser zu Ihnen passt: finden Sie es heraus.


Vertiefung mit Buch und Masterclass Selbstführung

Wenn Sie sich vertiefend mit solchen Themen auseinandersetzen wollen, empfehle ich Ihnen mein aktuelles Buch „Wirksam handeln durch Selbstführung“.

Und wenn Sie das Thema Selbstführung richtig intensiv angehen wollen, dann sollten Sie an der nächsten Masterclass Selbstführung teilnehmen, für die bereits jetzt die Anmeldung möglich ist (gehen Sie einfach auf Infoseite zur Masterclass Selbstführung). Die Masterclass ist eine digitale Lern- und Entwicklungsreise, die im Januar gestartet ist.


Musik im Vor- und Nachspann
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