Homo Deus – Buchtipp aus der Planungsklausur

Erkenntnis aus dem Buch von Harari: Höre auf die Algorithmen

In diesen Auszeiten gelingt es mir auch endlich, dicke Bücher zu lesen. Soeben vollendet: „Homo Deus“ von Yuval Noah Harari. Da das Buch im Original bereits 2015 erschienen ist und ich möglicherweise einer der wenigen bin, die es noch nicht gelesen hatten, erspare ich mir hier eine Buchbesprechung – statt dessen der Link auf Zeit Online, wo Adrian Lobe dies bereits im April 2017 besprochen hat.

Die über 600 Seiten der Taschenbuchausgabe waren ein Genuss und ich habe nun zumindest einige Anhaltspunkte, wohin wir uns – zumindest nach Harari – entwickeln. Da ich derzeit, wie oben geschrieben, an der zweiten Auflage meines aktuellen Buchs schreibe (das noch immer den Titel „Wirksam handeln durch Selbstführung“ tragen wird), beschäftigen mich Fragen im Kontext von Selbsterkenntnis.
Harari nennt die gegenwärtig anbrechende Epoche den „Dataismus“, nach dem man „die gesamte menschliche Spezies als ein einziges Datenverarbeitungssystem betrachten [könne], in dem die einzelnen Menschen als dessen Mikrochips fungieren.“ (Homo Deus, S. 579). Aus Sicht des Dataismus heiße es: „Hör auf die Algorithmen! Sie wissen, wie Du Dich fühlst.“ Und weiter hinten im Text:

Aber wenn man sich im 21. Jahrhundert besser kennen will, gibt es deutlich bessere Methoden, als auf Berge zu steiegen, Museen zu besuchen oder Tagebuch zu schreiben. Hier sind ein paar praktische dataistische Empfehlungen für Sie:

<<Sie wollen wissen, wer Sie wirklich sind?>>, fragt der Dataismus. <<Dann vergessen Sie Berge und Museen. Haben Sie eine DNA-Sequenzierung vornehmen lassen? Nein?! Worauf warten Sie noch? Lassen Sie das gleich heute machen. Und überzeugen Sie Ihre Großeltern, Eltern und Geschwister davon, ihre DNA ebenfalls bestimmen zu lassen – diese Daten sind für Sie von größtem Wert. Und haben Sie von diesen tragbaren biometrischen Geräten gehört, die rund um die Uhr Ihren Blutdruck und Ihren Puls messen? Gut – kaufen Sie eines davon, tragen Sie es, und verbinden Sie es mit Ihrem Smartphone. Und wenn Sie schon beim Einlaufen sind, dann legen Sie sich gleich noch eine mobile Kamera und ein Mikrofon, mit dem Sie alles, was Sie tun, aufnehmen und dann online stellen können. Und erlauben Sie Google und Facebook, all Ihre E-Mails zu lesen, all Ihre Chats und Nachrichten zu überwachen und all Ihre Likes und Klicks zu speichern. Wenn Sie all das tun, dann werden Ihnen die großen Algorithmen des Internets aller Dinge sagen, wen Sie heiraten, welche berufliche Laufbahn Sie ein schlagen und ob Sie einen Krieg anzetteln sollen.>> (S. 601f)

Offenbar geht damit das gegenwärtige, von Menschen geprägte Zeitalter des „Homo Deus“ nunmehr zu Ende, wie Harari darlegt. Wie passend, dass sich der Titelaufdruck (siehe Beitragsbild) ebenfalls beim Lesen des Buchs auflöst.