SF187 Veränderung, Haltung und Künstliche Intelligenz

 


Veränderung: sich aus dem Alltag auf die Reise machen

Haben Sie sich in Ihrem Leben schon bewusst aus dem Alltag zurückgezogen – und das über mehrere Monate? Wie kann das funktionieren und welche Erkenntnisse könnte man daraus gewinnen? In dieser Podcast-Episode spreche ich mit dem Zukunftsexperten und Freund Oliver Leisse über seine monatelange Reise durch Neuseeland. Und wir tauschen unsere aktuellen Einschätzungen zur Entwicklung, zu Chancen und zu Gefahren von Künstlicher Intelligenz aus. 

Mit Oliver Leisse hatte ich – sie wissen es, wenn Sie zu den langjährigen Hörerinnen und Hörern gehören – schon viele gemeinsame Podcast-Gespräche. Ich schätze seine abwägende Art und seine Expertise, die er durch sein weltweites Netzwerk von Trendscouts immer wieder aktualisiert.

 


Inhalte

Wir sprechen über:

  • den notwendigen Mut, die gegenwärtigen Herausforderungen anzugehen
  • den Entschluss, mit der Familie für Monate durch Neuseeland zu fahren
  • wie Oliver Kraft getankt, Raum gefunden und neue Perspektiven gefunden hat
  • die eigene Haltung finden in turbulenten Zeiten – als konstruktive Haltung
  • warum es auf ein Offenheit und emotionale Stabilität ankommt
  • welche Rolle „Dankbarkeit“ spielt
  • mit mehr Wissen gegen Unsicherheit arbeiten
  • Entwicklungen, Chancen, Risiken der Künstlichen Intelligenz
  • sind wir in einer Simulation?
  • vier Felder, wo KI eine besondere Rolle spielen kann: Energie, Gesundheitsbereich, Ernährung und Bildung
  • individuelle KI-Co-Piloten
  • unsere Projekte der nahen Zukunft (u.a. Keynotes, Coaching, Consulting)
  • Buchtipp: Exponential Organizations 2.0 (Ismael / Diamandis)

 


links

Persönliche Internetseite von Oliver Leisse

Khan Academy


Musik im Vor- und Nachspann
by Joakim Karud http://soundcloud.com/joakimkarud


 

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Moonshot – Warum mich die Mondlandung fasziniert

Mondlandung: Stupid Utopia?

Teil meiner persönlichen Biografie – ich bin 1959 geboren – ist die Faszination für Technik und Utopien. Für mich war insbesondere in der Raumfahrt in den 60er Jahren nachhaltig beeinflussend. In diesen Jahren erleben wir eine neue Aufbruchstimmung, wie SpaceX und andere zeigen. Am Beispiel der Mondlandungen lassen sich Erkenntnisse über komplexes Projektmanagement ableiten, insbesondere da uns heute Informationen vorliegen, die damals geheim gehalten wurden. Überraschend ist aus heutiger Sicht, mit welchen scheinbar abenteuerlichen Vehikeln sich Astronauten auf den Weg gemacht haben, ausgestattet mit Computern, deren Leistung die eines Taschenrechners nicht erreichen.


Erfolgreiches Projekt

Wir haben im Ergebnis ein erfolgreiches Projekt, welches auf einem komplexen Qualitätsmanagement basiert und von einer anspruchsvollen Vision getrieben wurde. Das extrem ambitionierte Projekt des Mondflugs schwebte bis zur ersten erfolgreichen Landung (und Rückkehr zur Erde) immer in der Gefahr, als „stupidity“ abgetan zu werden. Das Projekt basierte auf einem klaren Regelwerk und organisierte die Kooperation von Astronauten, Managern und Technikern. Trotz bürokratischer Rahmenbedingungen gab es eine übergreifende Vision, die einen Rahmen für die Kooperation selbst unter Konkurrenzbedingungen bildete.


Eigen- und Teaminteressen überbrücken

Ebenfalls interessant und faszinierend: Im Projekt der Mondlandung ist es offenbar auch gelungen, die Differenz zwischen „We“ und „Me“ zu überbrücken. Wie wir aus der Literatur zur Raumfahrt entnehmen können, waren die Astronauten starke Persönlichkeiten, die allerdings in der Lage sein mussten, im Team zu arbeiten. In meinen Podcast-Interviews mit dem Chefpsychologen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Viktor Oubaid, werden diese Aspekte näher erläutert (Podcast: SF115 „Der Faktor Mensch“ – Interview mit Dipl.-Psych Viktor Oubaid).

Foto: NASA, Bearbeitung: Burkhard Bensmann

 


Wichtige Erkenntnisse

Welche Erfolgsfaktoren können wir aus dem Projekt der Mondlandungen für unsere Führungsarbeit heute ableiten? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • gemeinsames, anspruchsvolles Zielbild / Vision
  • Teammitglieder (hier u.a. die Astronauten) sind starke Einzelpersönlichkeiten, die gleichzeitig teamfähig sind
  • Eigenmotivation der Beteiligten
  • kreative Kooperation
  • pragmatisches Projektmanagement

 


Zur Vertiefung

Literatur: z.B.: Johnson, Stephen B.: The Secret of Apollo: Systems Management in American and European Space Programs, J. Hopkins University Press, 2006

Podcast: SF115 „Der Faktor Mensch“ – Interview mit Dipl.-Psych Viktor Oubaid

Blogbeitrag: Beitrag „Erkennen Sie die Möglichkeiten?“


 

Erkennen Sie die Möglichkeiten?

*** überarbeitet und ergänzt ***

Diesen Blogbeitrag hatte ich am 05.12.2015 veröffentlicht. Die Frage, wie weit wir unsere Möglichkeiten erkennen und auch nutzen, beschäftigt mich häufig in der Organisationsberatung und im Coaching. In diesen Zeiten, die als zunehmend unsicher und unkalkulierbar wahrgenommen werden, lohnt es sich, den eigenen „Möglichkeitsraum“ erneut zu betrachten. Ich empfehle insbesondere die unten genannten Fragen: Erkenne die Möglichkeiten.

Die eigenen Freiräume erkennen, ausweiten und nutzen

In einem früheren Blogbetrag habe ich auf meinen Artikel zum Thema SELBSTSABOTAGE hingewiesen. Die Gedanken will ich hier fortsetzen. Mir ist als Berater immer wieder aufgefallen, dass Führungskräfte, die zwar in verschiedenen Organisationen, aber doch in vergleichbaren Rahmenbedingungen arbeiteten, ihre Chancen, Spiel- und Freiräume sehr unterschiedlich wahrnahmen und nutzten.
Vor Jahren habe ich dazu mein Modell des „Möglichkeitsraums“ erstellt, das ich für mein drittes Buch („Von der Vision zum persönlichen Erfolg – neue Auflage“ noch einmal überarbeitet habe (mittlerweile in neuer Auflage). Nachfolgend dazu der betreffende Textauszug, das Modell selbst und einige Reflexionsfragen.
In Coachingsituationen fällt mir immer wieder auf, dass die Klienten, insbesondere wenn sie unter Druck stehen, eine besonders verzerrte Wahrnehmung ihrer Situation aufweisen. Hier ist es als Begleiter hilfreich, in die betreffende Organisation zu gehen und – mit Zustimmung des Klienten – Gespräche mit ausgewählten Kollegen zu führen. Das Bild, das ich dann gewinne, unterscheidet sich häufig von dem des Klienten und gemeinsam versuchen wir, die IST-Situation möglichst vollständig und aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen. In diesem Prozess eröffnen sich für den Klienten oftmals neue Möglichkeiten, ich nenne das „den Möglichkeitsraum erweitern“. In der nachstehenden Grafik stelle zur Veranschaulichung Selbst- und Fremdbestimmung sowie das geringe und hohe Ausschöpfen von Freiheitsgraden gegenüber. Ich plädiere dafür, sich in Krisensituationen immer wieder die eigenen Chancen, Spiel- und Freiräume vor Augen zu führen und dann auch gegebenenfalls zurück zu erobern. Vielfach werden die Möglichkeiten unterschätzt, trotz einschränkender Rahmenbedingungen, hier: hohe Fremdbestimmung, dennoch selbst Akzente und Signale zu setzen.

Der Möglichkeitsraum

Modell: Der Möglichkeitsraum (Bensmann)

Modell: Der Möglichkeitsraum (Bensmann)

In dem Modell setze ich einerseits Extrempunkte für Selbst- und Fremdbestimmung und andererseits für ein geringes oder ein hohes Ausschöpfen der eigenen Möglichkeiten („Freiheitsgrade“). Ich treffe leider immer wieder solche Führungskräfte an, die mir wortreich erzählen, dass sie – angesichts schwieriger Rahmenbedingungen – eben doch nichts machen oder ändern können. Sie zweifeln von vornherein an, überhaupt Optionen zu besitzen und werden in der Folge zunehmend handlungsunfähig.
Wirksame Führungskräfte setzen dagegen selbst unter hoher Fremdbestimmung (z.B. im Fall einer Unternehmensfusion oder in Krisenzeiten) immer wieder Akzente, suchen sich Lernfelder und bleiben aktiv.


Dazu: Podcast-Episode SF18 und SF37

Hierzu passt übrigens auch unsere Podcast-Episode SF18 „Selbstwirksamkeit steigern“, in der ich erläutere, was Wirksamkeit ist und wie wir diese klug beeinflussen können.

Ebenfalls passend: Podcast-Episode SF37 „Die eigene Vision realisieren, Selbstsabotage verhindern“ mit 5 konkreten Tipps.


Erkenne die Möglichkeiten – Fragen zur Selbsteinschätzung

Ebenfalls aus dem genannten dritten Buch als Auszug einige Fragen, mit denen Sie für sich checken können, ob Sie Ihre Möglichkeiten schon erkennen und nutzen:

  1. Erkenne ich meine eigenen Denk-, Handlungs- und Arbeitsmuster? Sind diese Muster für mich tauglich und meiner beruflichen Situation angemessen? Wo fördern, wo behindern sie mich?
  2. Welche Ziele hat die Organisation, in der ich derzeit tätig bin und inwieweit passen diese Ziele zu meiner Vision / Mission? Besteht eine dauerhafte Diskrepanz?
  3. Kann ich die Situation und/oder mich selbst entwickeln, damit eine bestmögliche Deckung entsteht?
  4. Habe ich ein einfaches Rezept der Abweichungsanalyse hinsichtlich der Deckung von eigenen und fremden Zielen?
  5. Welche Freiräume bieten sich mir objektiv und inwieweit decken sich die Freiräume mit meiner Vision / Mission?
  6. Wo sind die Felder, in denen ich für die Realisierung meiner Vision / Mission maximal lernen kann? Kann ich in diesen Feldern einen Nutzen bieten?
  7. Wo sind die Felder, in denen ich meinen höchsten Nutzen bieten kann?
  8. Arbeite ich schon in diesen Schlüsselfeldern? Wenn nicht: Kann ich sie in dieser Umgebung erreichen?